"Partner" Südafrika

■ Staatspräsident de Klerk erkundet den afrikanischen Kontinent

„Partner“ Südafrika Staatspräsident de Klerk erkundet den afrikanischen Kontinent

Südafrikas Präsident de Klerk hat eine neue Variante seiner „Pretoriastroika“ entdeckt: die triumphale Afrikatournee. Gestern Kenia, demnächst sicherlich eine ganze Reihe anderer Länder — das weiße Oberhaupt jenes Staates, der sein Image als Paria der Welt noch immer nicht ganz verloren hat, avanciert mit Riesenschritten zum gefragten Partner des schwarzen Kontinents. Da die reichen Industrienationen des Nordens zunehmend Desinteresse an Afrika zeigen, ist dies kaum verwunderlich. Die Krise des Kontinents, die sich in Hungersnot, Flüchtlingselend und Staatenzerfall manifestiert, schreit geradezu nach Partnerschaft. Und Pretoria setzt alles daran, sich realpolitisch zu gebärden und dadurch in die Weltgemeinschaft zurückzukehren.

Daraus ziehen die schwarzafrikanischen Regierungen nun eine paradox anmutende Konsequenz. Früher wurde bei den ehemaligen Kolonialmächten geschäftsmäßig antichambriert; das Apartheidregime am Kap taugte bestenfalls als Objekt moralischer Entrüstung. Nun gilt umgekehrt Südafrika als Träger ökonomischer Hoffnungen, während an Europa moralische Appelle in Form von Wiedergutmachungsforderungen für die koloniale Vergangenheit gerichtet werden. Die südafrikanischen Versprechen an Afrika sind voller rosiger Zukunftsaussichten: Da ist die Rede von Exporten angepaßter Technologie, Handelspräferenzen, Kapitalströmen und Ausbildungsprogrammen. Doch was de Klerk in Nairobi verkündete, geht weit über über eine unverkrampfte Kooperation hinaus. Ganz ungeniert erklärte er, sein Land werde demnächst „seine rechtmäßige Führungsrolle auf dem Kontinent“ einnehmen. Es wolle in die Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) eintreten und zusammen mit Nigeria, Kenia und Ägypten als Garanten von „Stabilität, politischem Fortschritt und Wirtschaftswachstum“ in Afrika agieren. Doch was kann eine „Führungsrolle“ in Afrika heute bedeuten? Für Südafrika beinhaltete sie bis vor kurzem hauptsächlich das Recht, Nachbarländer zu besetzen und zu destabilisieren. Namibia, Angola, Mosambik — sie alle leiden noch unter den Folgen.

Soll das neue afrikanische Einheitsgerede etwa dazu dienen, militärische Aktionen der Regionalmächte zu legitimieren? Der wichtigste der zukünftigen Partner Pretorias, Nigeria, hat bereits Zeichen gesetzt. Mit ihren Truppenentsendungen nach Liberia, die eher zur Kriegsverlängerung als zur Friedenssicherung beitrugen, machte die westafrikanische Regionalmacht deutlich, daß auch sie durchaus militärisch zu handeln versteht. Die nächste solcher Art zu lösende Krise böte sich bereits an: am Horn von Afrika — direkt an den Grenzen des anderen Partners, Kenia. Dominic Johnson