Profs: Mehr Autonomie wagen!

■ Auf der öffentlichen Anhörung zum Hochschulgesetz kritisierten Uni-VertreterInnen aus Ost und West den Entwurf wegen zuviel Bevormundung der Ost-Hochschulen/ Der Entwurf ist frauenfeindlich

Mitte. »Nicht hinter verschlossenen Türen!« hatten die StudentInnen der Humboldt-Universität gefordert und eine öffentliche Anhörung zur Gesetzesvorlage zum Ergänzungsgesetz eingeklagt. Gestern tagte der Ausschuß für Wissenschaft und Forschung des Abgeordnetenhauses öffentlich im Audimax der Humboldt- Universität. VertreterInnen der Berliner Hochschulen, der hochschulpolitisch aktiven Frauen und der Gewerkschaften hatten die Möglichkeit, Kritik und Änderungsvorschläge zu äußern.

Zunächst teilte der Sprecher des Ausschusses, Diethard Schütze (CDU), die bereits von der Regierungskoalition angestrebten Änderungsanträge mit. So soll es eine zeitliche Begrenzung des Gesetzes geben, innerhalb der die Angleichung der Rechtsverhältnisse der Ostberliner Hochschulen an das Westberliner Hochschulgesetz vollzogen sein soll. Die bereits Anfang Mai konstituierte Landeshochschul-Strukturkommission solle, so Schütze, in dem Gesetz nicht verankert werden. Auch werden die Kompetenzen des Kuratoriums der Humboldt-Universität der der anderen Hochschulkuratorien angeglichen.

Der Rektor der Humboldt-Uni, Heinrich Fink, meinte in seiner Stellungnahme, der Gesetzesentwurf werfe »mehr Probleme auf, als er zu lösen vermag«. Vor allem beklagte er die Einschränkung der von der Hochschule selbst eingeleiteten Umstrukturierung und Demokratisierung. Den demokratisch gewählten Selbstverwaltungsgremien der Uni müßten wesentliche Mitspracherechte eingeräumt werden. Auch dürfe das Gesetz nicht Strukturentscheidungen wie die Auflösung der Kunsthochschule in Weißensee treffen. Dies greife dem Votum der Landeshochschulstrukturkommission

vor.

Die Leiter der Hochschulen im Westen der Stadt betonten, daß die Neustrukturierung der Hochschulen im Osten nicht auf Kosten der Westberliner Unis gehen dürfe. Für den »Arbeitskreis wissenschaftlich und künstlerisch tätiger Frauen« kritisierte Manuela Rosbach, daß die Sprache des Gesetzes durchweg männlich geprägt sei. Auch die Zusammensetzung der Hochschulgremien, wie im Gesetz vorgesehen, benachteilige die Frauen: »Professorenmehrheiten sind nachweislich Männermehrheiten.«

Weitere Kritik am Gesetz bezog sich auf die Einführung von unbefristeten Verträgen für den Mittelbau als Regelfall und auf die Unterrepräsentierung der Studierenden in den Gremien. cor