Privatier Wallmann

■ Abschied vom ehemaligen „Hoffnungsträger“ der Union

Frankfurt/Main (taz) — Walter „Walli“ Wallmann (59), Ex-Ministerpräsident des Landes Hessen, Ex-Umweltminister der Bundesrepublik Deutschland und Ex- Oberbürgermeister von Frankfurt, hat sich auf dem Landesparteitag der hessischen CDU am vergangenen Wochenende im Gesellschaftshaus des Zoologischen Gartens in Frankfurt aus der Politik verabschiedet — ein tierischer Abgang. Der Freund des Bembels und der Banken erhielt von seinen „Parteifreunden“ noch einen herben Tritt ins Sitzfleisch. Exakt 76 Delegierte wollten Wallmann noch nicht einmal mehr zum Ehrenvorsitzenden der hessischen Union küren: ein „ehrliches Abstimmungsergebnis“ (Wallmann).

Das Glück hatte den skandalumwitterten Unionisten allerdings schon nach der Katastrophe von Tschernobyl verlassen, als ihm Helmut Kohl die goldene Bürgermeisterkette vom Hals riß und ihm den Molkesack umhängte. Als Bundesumweltminister schleppte sich Wallmann durch den ukrainischen „hard rain“, verschob seine verstrahlte Molke quer durch die Republik und landete schließlich — von Freund und Feind verlassen — auf dem Ministerpräsidentensessel des Landes Hessen. Der Crash der ersten rot-grünen Koalition dieses Planeten hatte Wallmann 1987 diesen unverdienten letzten Sieg seiner politischen Karriere beschert. Dem führungsschwachen Ministerpräsidenten flogen danach in Wiesbaden all die Sprengsätze um die Ohren, die der Oberbürgermeister Wallmann in den frühen 80er Jahren in Frankfurt gelegt hatte: Unter rot-grüner Regierungshoheit in der Mainmetropole flogen die Korruptionsaffären aus der Wallmann-Ägide auf, bei Unterweltkönigen wurde Wallmanns Briefwechsel mit dem Polizeipräsidenten entdeckt — und in Wiesbaden tappte der Ministerpräsident Wallmann tollpatschig von einem Fettnapf (Nukem/Degussa-Skandal) in den anderen (Abhöraffäre Milde).

Der Wahlsieg von SPD und Grünen im Januar dieses Jahres war dann der endgültige Knockout für den weinerlichen „Hoffnungsträger der Union“ (CDU 1985) und das Comingout für den Stahlhelmer Manfred Kanther, der als Ex- Finanzminister des Landes noch die beste Figur in Wallmanns Kabinett der Dilettanten abgegeben hatte. Kanther ist der neue „Hoffnungsträger der Union“ (CDU 1991) — und Wallmann nur noch ein Privatier, der demnächst am Main die Schwäne füttern wird. Klaus-Peter Klingelschmitt