»Beschlagnahmt«

■ Friedrichshainer Hausbesetzer protestierten gegen Wohnungsbaugesellschaft/ Verträge für alle gefordert

Friedrichshain. Das Gebäude der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) in der Warschauer Straße wurde gestern vormittag von rund 50 Hausbesetzerinnen und -besetzern des Bezirks symbolisch beschlagnahmt. Die Männer und Frauen protestierten mit der Aktion gegen die Vertragspolitik der WBF.

Wie berichtet, will die Wohnungsbaugesellschaft nur mit den BewohnerInnen von 12 besetzten Häusern unbefristete Einzelmiet- und Instandsetzungsverträge abschließen. Die übrigen 27 besetzten Häuser sollen nur befristete Mietverträge bekommen, und das auch nur, wenn die potentiellen Hauseigentümer zustimmen. Die BesetzerInnen fordern gleiche Verträge für alle ohne vorherige Rücksprache mit den Eigentümern. Ihrer Meinung nach wurde die WBF durch ein Schreiben von Bausenator Nagel vom 14. Mai zum Abschluß solcher Verträge berechtigt. Der Justitiar der WBF vertritt demgegenüber die Auffassung, daß sich das Nagel-Schreiben nur auf die landeseigenen Häuser beziehe. Deshalb will die WBF auch nur für 12 besetzte Häuser unbefristet Mietverträge abschließen. Um die entstandenen Unklarheiten auszuräumen, forderte die baupolitische Sprecherin von Bündnis 90/ Grüne, Elisabeth Ziemer, Bausenator Nagel gestern in einer mündlichen Anfrage auf, zu seinem Rundschreiben Stellung zu nehmen.

Bei der Aktion versiegelten die BesetzerInnen gestern symbolisch die Eingangstür der WBF mit einer Wachsplatte und verlasen einen Antrag auf Rückerstattung des Gebäudes. In einer Presseerklärung kritisierten sie die Hinhaltetaktik und die mangelnde Zivilcourage der Wohnungsbaugesellschaft. Der Justitiar Batschulat bewies gestern immerhin soviel Courage, sich auf der Straße einer Diskussion mit einzelnen BesetzerInnen zu stellen, rückte dabei aber nicht einen Millimeter von seiner alten Position ab. Zu einem Frühstück wurde Batschulat daher auch nicht eingeladen. plu