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Vom Nachttisch geräumt: Biographien

In diesem Jahr erschien im Deutschen Verlag der Wissenschaften ein Lexikon mit Biographien zur deutschen Geschichte. Wohl eines der letzten Dokumente authentischer DDR-Wissenschaft. Es gibt Heinrich, aber keinen Thomas Mann, Wilhelm Leuschner, aber nicht Karl Korsch. Halten wir uns an das, was drin ist, so stoßen wir auch da auf interessante Lücken: Der Sturz Ulbrichts zum Beispiel wird in dessen Biographie nicht erwähnt. Im Ribbentrop-Artikel findet man den Hitler-Stalin-Pakt folgendermaßen charakterisiert: „R. unterzeichnete am 23. 8. 1939 in Moskau den dt.-sowjet. Nichtangriffspakt und am 28. 9. 1939 den Vertrag über die Festlegung der sowjet. Westgrenze entsprechend der sog. Curzon-Linie.“ Das war's dann. Kein Wort über das geheime Zusatzprotokoll. Der Autor des Artikels über die kurzzeitige KPD-Chefin Ruth Fischer bedient sich ungeniert der jahrzehntelang eingeübten Denk- und Sprachweise: „F. verfolgte einen sektiererischen Kurs, der einen drast. Rückgang des Einflusses der KPD zur Folge hatte.... F. schürte 1946/47 die im Zeichen des kalten Krieges entfachte Hetzkampagne gegen ihren seit 1941 in den USA lebenden Bruder Gerhart Eisler, den sie als ,Agent der Komintern' denunzierte.“ Da hilft auch der kleine Vermerk im Impressum nicht: „Redaktionsschluß 31. 10. 1987/31. 1. 1990“

Lexikon Biographien zur deutschen Geschichte von den Anfängen bis 1945. Deutscher Verlag der Wissenschaften, 594 Seiten, 42 DM

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