Bürgermeister Schoeler in Luft-Turbulenzen

Frankfurts OB muß sich gegen Reiseaffäre wehren  ■ Von K.-P. Klingelschmitt

Frankfurt/M. (taz) — „Willstde mal zum Danse und mußt nach Niederrad und hast kei Geld für die Stroßebahn, do fährste halt mim Rad!“ So jedenfalls hieß es in den späten 60er Jahren auf gut frankforderisch in der Dialektversion eines Schüttelhits. Doch wie kommt man kostenlos nach Elba?

Per Anhalter, ist die einfache Antwort. Und als der amtierende, immer braungebrannte Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Andreas von Schoeler (SPD), vor zwei Jahren als kleiner Rechtsdezernent in seiner grauen Amtsstube zu verblassen drohte, hielt er — auf dem Airport — einfach den Daumen in den Wind. Da kam doch tatsächlich ein Privatjet vorbei und nahm den schönen Andy mit nach Elba. Herr von Schoeler revanchierte sich mit einem Abendessen im Ferienhäuschen.

Doch im Jahre 1 nach Späth fliegt kein Politiker mehr ungestraft umsonst. Die kleine Maschine, mit dem von Schoeler nach Portoferraio gejettet war, gehörte nämlich seinem Parteifreund Klaus Wisser, einem Mann, der am Flughafen die Jumbos putzen läßt und der damit Millionen scheffelt. Wissers Aufträge kommen von der Frankfurter Flughafen AG, die zu einem Drittel Frankfurt gehört, deren Rechtsdezernent Andreas von Schoeler war: „Eine klarer Fall von Verquickung öffentlicher und privater Interessen“, meint die CDU. Und die FDP sprach von einem „Anfangsverdacht“, der „staatsanwaltschaftliche Ermittlungen“ nach sich ziehen müsse.

„Alles Peanuts“, meint dagegen Lutz Sikorski von den Grünen. Schoeler habe nie Einfluß auf die Auftragsvergabe an die Firma Wisser genommen. Da sich schon die silberne Zigarettenspitze des Oberbürgermeisters als preiswerte Imitation (6,50 DM) entpuppt habe, dürfte auch dieser „Schuß der Union“ nach hinten losgehen. Eines hätten die „Kleinkrämer“ (Sikorski) allerdings geschafft: „Von Senkrechtstarter von Schoeler ist der schöne Lack vorerst ab.“