Heavy IG-Metal

Eine ungewöhnlich pralle Musikwoche steht uns bevor, und nur deswegen, weil die IG-Metall Geburtstag feiert. Zum Hundertjährigen hat man sich einiges einfallen lassen. Den Anfang machen heute der Brite Kevin Coyne und Band im KITO zu Bremen-Vegesack. Coyne, mit seinem seit Jahren sorgsam gepflegten Anti-Popstar-Image, ist mit betont bodenständigem Rock-Groove und brillant einfachen Texten jenseits aller Trends nie über den Insider-Tip hinausgekommen. Wer aber einmal „Wendy's Dream of Ireland“ gehört hat, wird wissen, daß sich den eindringlichen Balladen nur verschließen kann, wer taub ist (KITO, heute, 20.30h).

Mit Dave Kusworth & The Bounty Hunters, den Dissidenten und den Bremer Emporkömmlingen Iki Dünya widmet sich morgen der Schlachthof dem Gewerkschaftsjubiläum. Gitarrist und Sänger Dave Kusworth ist mehr durch seine Zusammenarbeit mit Nikki Sudden und den „Jacobites“ ein Begriff denn als Leader seiner eigenen Band. Sein Programm mischt ruhige Balladen mit rotzig-rüden Gitarrennummern im Stil der frühen Stones. Die Dissidenten, so benannt wegen ihres frühen Splittings von der Mutter-Combo „Embryo“, sind inzwischen mit ihrem weltmusikalischen Wildwuchs in Nordafrika eine größere Nummer als im Umfeld ihrer Berliner Heimat. Eine ausgedehnte Tour und das schon 1988 im Palladium eingespielte Album „Live in New York“ sollen die Verhältnisse zurechtrücken (Schlachthof, 14.6., 20.00 / 22.30h).

Als „Heavy Mbira Sound“ wird die Musik von Stella Chiweshe aus Zimbabwe very trendy vermarktet. Die Mbira ist das afrikanische Fingerklavier, und Stella Chiweshe war jahrelang eine von vielen illegallen „Gwenyambira“: Während der rhodesischen Kolonialherrschaft war das Mbiraspielen als Satanswerk verboten. Zudem war es traditionell den Männern vorbehalten und sie die erste Frau, die es lernte. Stella Chiweshe tritt auf mit Begleitband im Rahmen der „Boots Nights“ im Schlachthof, und auch sie, jawohl, auf Einladung der IGM (15.6., 20h). Konkurrenzveranstaltung für weniger verwurzelte Zeitgenossen: Simon Booth's Working Week im Modernes, 20h.

Total Vokal ist ein Bremer A-Capella-Ensemble, das sich seit Jahren relativ stilsicher durch alle möglichen Standards singt. Fortschritte können am Sonntag überprüft werden (Schlachthof, 16.6., 20.30h).

Für alle, denen Musik gar nicht böse genug sein kann, am Schluß auch noch die gute Nachricht: Das im März wg. Golfkrieg abgesetzte Konzert von „G.W.A.R.“ wird am Mittwoch nachgeholt (Modernes, 19.6., 20h). Ganz doll heavy soll's sein und irgendwie Science-Fiction-mäßig. rak