: Nora nicht geboren
■ Zukunft des Nordostdeutschen Rundfunks offen/ Brandenburger Ultimatum ergebnislos verstrichen
Berlin. Die mecklenburgische Landesregierung entschied auch gestern, sich nicht zu entscheiden, welche rundfunkpolitische Liaison sie eingehen will. Seit Wochen brütet sie mittlerweile darüber, ob sie dem landsmannschaftlichen Drang zum NDR nachgeben soll oder sich lieber mit Berlin und Brandenburg zur östlich orientierten NORA (statt des ursprünglich vorgesehenen Namens NOR verständigte man sich jetzt auf NORA) zusammenschließt — doch das Küken will nicht schlüpfen. Zu zerstritten ist in dieser Frage die Regierungskoalition, zu unsicher die Mehrheit im Landtag.
Die beiden südlichen Partner in spe waren bereits ungeduldig geworden und hatten die Schweriner aufgefordert, bis gestern doch endlich eine Entscheidung zu treffen — doch auf diesen Druck reagierten die Mecklenburger bockig. »Dieses Ultimatum brachte uns in Zeitnot und war nicht günstig für eine ausgereifte Entscheidung«, beschied gestern Ministerpräsident Alfred Gomolka seinen Amtskollegen in Potsdam und Berlin, wohlwissend, daß die beiden einem Dreierbündnis eindeutig den Vorzug geben. Und die wollten prompt, nach dem Nichtvotum aus Schwerin, von einem Ultimatum nichts mehr wissen. Die brandenburgische Landesregierung habe weiterhin Geduld, erklärte deren Sprecher Erhard Thomas, ebenso wie Berlins Regierender Eberhard Diepgen die Mecklenburger auch dann noch »herzlich willkommen« heißen will, »wenn sie fertig sind, bevor wir mit einem anderen Konzept fertig sind«. Mit den konkreten Arbeiten an diesem anderen Konzept wollen die beiden Landesregierungen nunmehr beginnen. Doch auch ihm droht das gleiche Schicksal wie NORA. Denn ob einer Zweiländeranstalt oder jeweils einer Landesrundfunkanstalt der Vorzug gegeben wird, ist in Potsdam genauso umstritten wie in Berlin. dr
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