Oststrom zum Spitzenpreis

Berlin (taz) — Die ersten sieben Milliarden Mark haben die Vereinigten Energiewerke (Veag) für Investionen in den neuen Bundesländern locker gemacht, verkündete am Mittwoch Gerhard Bräunlein, Vorstandsmitglied der Veag vor der Presse in Berlin. In den nächsten zehn bis 15 Jahren sind insgesamt 40 Milliarden verplant. Für die neuen Länder bedeutet das drastischen Personalabbau und höhere Strompreise. Aber, so Bräunlein, damit könne die Nachbesserung und Entschwefelung der acht 500-Megawatt-Blöcke der Braunkohlekraftwerke Jänschwalde und Boxberg (Brandenburg) in Angriff genommen werden. Die Kraftwerke Lübbenau und Vetschau sollen Mitte der 90er Jahre dicht gemacht werden. Dafür wird der Lausitzer Raum mit fünf neuen Braunkohlekraftwerken bestückt.

Auf jeden Fall wird die Belegschaft der Veag von derzeit 27.000 Mitarbeitern auf 13.500 bis Ende 1995 schrumpfen. „Das ist in der Tat eine Halbierung des Personals“, kommentiert Vorstandsmitglied Martin Martiny. „Aber dann hätten wir zahlenmäßig das Niveau westdeutscher Energieversorgungsunternehmen.“ Sein Vorschlag zum Personalabbau: Vorruhestand (wobei er bedauert, daß auch erfahrene Leitungsmitglieder davon betroffen sind), Ausgliederungen in Industrieansiedlungen und Kündigungen.

Die Veag ist Rechtsnachfolgerin der beiden ostdeutschen Unternehmen „Verbundnetz Elektroenergie AG Berlin“ und „Vereinigte Kraftwerks—AG Peitz“. Sie gehört zu 100 Prozent der Treuhand, wird von den drei großen Stromkonzernen Bayernwerk AG, München, Preussen Elektra AG, Hannover und RWE AG Essen geführt. Diese drei wollen 75 Prozent der Aktien erwerben. Derzeit läuft die Anteilserwerbung, die bis Mitte September abgeschlossen sein soll. Die restlichen 25 Prozent wollen sich andere westdeutsche Energieversorgungsunternehmen unter den Nagel reißen.

„Aber“, so Jürgen Stotz, „es werde auch Stadtwerke und kommunale Energieversorgungsunternehmen geben. Jede Kommune kann die Versorgung wählen, die sie will.“ Stotz, ebenfalls Vorstandsmitglied der Veag, schränkt jedoch sofort ein, daß die Kommunen kaum über die entsprechenden Finanzen verfügen. Die Veag wird den Stromabnehmern im Osten mit überdurchschnittlichen Strompreisen in die Tasche greifen. baep