■ Gay Tea Dance — Das Quartier lockt die Schwulen zurück

»Darjeeling, darling?« — bei Prinz Charles und Lady Di beginnt die tea-time immer nachmittags um punkt vier. Nur bei den schwulen Berliner Langschläfern muß man wieder einmal drei Stunden dazuzählen: Zum ersten »Gay Tea Dance« am Sonntag öffnet das Quartier seine Pforten erst um 19 Uhr.

Mit dieser neuen wöchentlichen Festlichkeit versucht sich das Quartier an einem einfachen Tauschgeschäft: Den schwulen Szenegängern schenkt es endlich den lang vermißten meetingpoint am Sonntag. Und im Gegenzug setzt es darauf, die nach dem Ausscheiden der Drei Tornados verstörten Homos wieder in das Haus an der Potse zurücklocken zu können.

Der »Gay Tea Dance« an sich ist seit Jahren in allen großen Städten Europas eine Institution. Unter goldenen Kristalleuchtern können Schwule dort in der Regel Foxtrott und Wiener Walzer tanzen, sich mit Sekt oder Champagner zuprosten, kurz: sich auf einem Ballnachmittag etwas dekadent amüsieren, ohne am nächsten Morgen allzu verkatert zur Arbeit zu müssen. Doch in Berlin bleibt von dem vortrefflichen Konzept nicht mehr übrig als der Name und das reizende Ambiente des Quartiers.

Der hiesige Gay Tea Dance ist lediglich eine zusätzliche Disco. So ganz die üblichen Scheiben werden Connection-DJ Alex und der hauseigene DJ Micha hervorkramen, bei denen Schwule so richtig abfahren: Natürlich Jimmy Somerville, ein ganz klein wenig Hildegard Knef und Zarah Leander, doch überwiegend sanften Rave, auf dem Höhepunkt die Nomads mit »I wanna give you devotion«.

Als special guests stehen heute zum Auftakt die »Lamettas« auf dem Programm, deren Auftritt der abgewickelte Tornado-Günther noch eingefädelt hat: Junge, muskelbepackte Kraftakrobaten aus Ost und West, die es verstehen, ihre glänzenden Körper zu Zirkusmusik wild durch die Luft und durch herbeigezauberten Nebel zu jonglieren — ein wunderbarer Blick fürs Auge.

Doch special guests sind im Konzept des Berliner Gay Tea Dances nur »Nebensache«, erklärt Quartier-Organisator Lutz Nedel. Er glaubt, auch allein mit einer reinen Homodisco erfolgreich zu sein. »Wir haben doch die Schwulen gerne, die machen keinen Ärger«, schmeichelt Nedel und hofft auf Gegenliebe. Und damit nicht genug: Selbst auf der freitäglichen Heatwave-Disco soll künftig mehr »Schwules« im CD-Schacht landen. »Ich glaube«, ist Nedel überzeugt, »da besteht ein großer Bedarf«. Fragt sich bloß: Auf welcher Seite?

Ab sofort jeden Sonntag von 19-1 Uhr im Quartier, Potsdamer Str. 96, 1/30 Micha Schulze