Wenn die »rauchige Rita« verstummt

■ Projekte zur Studienreform an der FU sollen eingespart werden/ Auch Lehrmittel wie Vorleseeinrichtungen für sehbehinderte Studenten betroffen/ Studienkommission fordert festen Etat

Dahlem. Ohne die »rauchige Rita« stünden die Chancen blinder und schwer sehbehinderter StudentInnen an der Freien Universität ganz schlecht. Die Stimme, die diesen Namen trägt, liest ihren BenutzerInnen jeden Text vor, der mittels eines Dateneinlesegerätes einem speziell eingerichteten Computer eingegeben wird. Die Daten werden digitalisiert und können dann auch gespeichert, auf einem Punktschriftdrucker ausgedruckt oder mit einem Punktschriftdisplay wie an einem Bildschirm gelesen werden. »So können die Studierenden auch aktuelle Materialien wie Vorlesungsunterlagen und -skripts oder Referate benutzen«, sagt der FU-Lehrbeauftragte Douglas Ross, auf dessen Initiative diese »Serviceleistung« an der FU ins Leben gerufen wurde. Studentische TutorInnen geben dem Gerät auch Fachliteratur nach Kriterien wissenschaftlicher Zitierbarkeit ein, das heißt mit Seitenangaben.

Das Projekt ist allerdings in seinem Fortbestand gefährdet. Es gehört zu der aus Mitteln des Hochschulsonderprogramms finanzierten Studienreform an der Freien Universität, welche durch die geplanten Kürzungen im Hochschulprogramm akut bedroht ist. Die Studienreform soll vor allem der Verkürzung der oft überlangen Studienzeiten dienen. Im Gegensatz zu Bayern und Baden- Württemberg, die diesem Problem mittels der »Peitsche für die Studierenden« beizukommen versuchen, »setzen wir auf den Zuckerbroteffekt«, sagte Hans-Dieter Gelfert, der Vorsitzende der Kommission für Lehre und Studium (LSK). Überall, wo von Studierenden oder Lehrenden eine studienreformerische Initiative ausgeht, will die LSK diese durch »motivationsfördernde Anreize verstärken, um auf diese Weise einen Multiplikatoreffekt zu erzielen«.

Mit den im vergangenen Jahr zur Verfügung stehenden Mitteln wurden 75 Projekte an unterschiedlichen Fachbereichen gefördert. Am Fachbereich Jura, wo Vorlesungen mit 700 HörerInnen die Regel sind, unterstützt die LSK ein von StudentInnen initiiertes Kleingruppenprojekt, welches die Möglichkeit bietet, sich in Gruppen bis zu acht Personen mit komplexen juristischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Anderen Projekten geht es um die Einrichtung neuer Studiengänge, veränderte Lehrstoffinhalte, Praktika und die Entwicklung neuer Materialien zur Studien- und Prüfungsvorbereitung.

Die LSK fordert nun, daß innerhalb des FU-Haushaltes dauerhaft Mittel ausgewiesen werden, die zweckgebunden der »qualitativen Verbesserung der Studiensituation dienen«. Den Sparmaßnahmen dürften nach den Worten Gelferts nicht ausgerechnet Projekte zum Opfer fallen, die »durch den Einsatz relativ geringer Mittel eine Effizienzsteigerung bewirken, die auf lange Sicht Nettoeinsparungen bedeuten«. cor