In der Ex-DDR lagern noch sowjetische Atomwaffen

Bonn/Genf (taz) — Bei den Garnisonen der Roten Armee auf dem ehemaligen DDR-Gebiet lagern noch Atomwaffen. Sie sollen aber „recht schnell“ abgezogen werden, versicherte der sowjetische Außenminister Bessmertnych auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesaußenminister Genscher. Nach seiner Ansicht — der Genscher nicht widersprach — sind die Atomwaffenvorräte „kein belastendes Problem“ für die Regierungen in Bonn und Moskau. Bessmertnych äußerte sich weder über die Art der Waffen noch dazu, ob sich in den Lagern auch noch atomare Sprengköpfe befinden. Nach Einschätzung von unabhängigen westlichen Rüstungsexperten handelt es sich bei den noch lagernden A-Waffen auschlließlich um Artilleriegranaten.

Über die Frage, ob in sowjetischen Militärstellungen auf dem Territorium der ehemaligen DDR noch Atomwaffen lagern, gab es in jüngster Zeit unterschiedliche Erkenntnisse und Äußerungen offizielelr Stellen. Der US-Geheimdienst ging noch letzte Woche davon aus, daß sich in einigen wenigen A-Waffendepots noch Atomwaffen befänden. Die Bundesregierung hingegen antwortete auf eine entsprechende Anfrage im Bundestag im Mai, sie gehe davon aus, daß das Gebiet der Ex- DDR frei von sowjetischen A-Waffen ist. Möglicherweise erfolgte diese Auskunft entgegen der Kenntnislage auch der deutschen Geheimdienste, um die Beziehungen zu Moskau nicht zu belasten. azu