VEB „Außenmontagen“

■ Auf der Suche nach dem DDR-Engagement der Grunau-Gruppe

In Fürstenwalde, 30 Kilometer östlich von Berlin, sitzen zehn Arbeiter in zerschlissenen Klamotten in einem Lagerschuppen im hintersten Winkel des Firmengeländes des ehemaligen „VEB Chemie- und Tank-Anlagenbau“ (CTA). An der Wand hängen etwas lieblos noch ein paar CDU- Wimpel, Arbeitsgerät liegt herum. Hier ist das Gerätelager für Montagetrupps, die auf verschiedenen Außenbaustellen tätig sind, die Abteilung nannte sich beim VEB früher „Bereich Außenmontagen“. Ja, ein Westunternehmer hat sie gekauft, Grunau, erklären die Männer, aber wofür und warum und was soll daraus werden?

Vom Kapitalismus wissen sie kaum mehr als ihnen unter dem SED-Regime beigebracht wurde und das, was sie derzeit erleben. Und das ist eine Menge. Also reden sie lieber nicht, der Geschäftsführer hat das untersagt. Gewerkschaft? IG Metall? Gibt es in Fürstenwalde nicht. Vor dem früheren „Haus der Gewerkschaften“ stehen noch die drei Fahnenmasten aus der alten Zeit, drin hat sich die AOK breitgemacht. Betriebsrat? „Brauchen wir nicht“, versucht einer der Montage-Arbeiter die vorauseilende Anpassung, die 40 Jahre lang erwartet wurde, auf die neuen Verhältnisse anzuwenden. Arbeitnehmer in der ehemaligen DDR haben eine lähmende Angst um ihren Arbeitsplatz.

Als VEB hatte die CTA einmal 3000 Mann beschäftigt, tausend wurden entlassen, viele gingen in Frührente oder in „Null-Stunden- Kurzarbeit“. Das Gelände bietet den für die Industrie in der alten DDR typischen Anblick: alte Anlagen liegen herum, rostbraun ist die dominierende Farbe, Hallen und Krane zeugen vom früheren geschäftigem Treiben. Sicher wird auch hier und da noch gearbeitet, gemächlich geht alles seinen sozialistischen Gang, hier hat sich noch nichts gewendet.

Der alte sozialistische Betriebsleiter, der Ingenieur Fritz Zobel, wurde bei der Umwandlung des VEB in eine kapitalistische GmbH zum „Hauptgeschäftsführer“ umbenannt und hat den Komplex in 11 Teile zerlegt, die er im Namen der Treuhand verkaufen sollte. „Ich selbst habe mit Grunau verhandelt“, sagt er. Den „Bereich Außenmontagen“ habe Grunau für 900.000 Mark als „CTA Industriemontagen“ übernommen. Vom Firmengelände gehört nichts dazu, sagt er auf Nachfrage, der kleine Lagerschuppen hinten in der Ecke ist angemietet. 900.000 Mark für die Übernahme von Arbeitsverträgen? „Das Grundstück der Säuretechnik war dabei“, räumt Zobel ein. In Alt- Glienicke, Ostberlin.

ANZEIGE

Die zweitePleite der AG Weser Eine taz-Serie in Folgen

Die Serie incl. Porto für 5.-

taz-Bremen, Dobben 123