Ostlehrstellen gekürzt

■ Laut ÖTV kümmert sich weder der Einigungsvertrag noch der Senat um die Situation der Jugendlichen

Berlin. Der Run auf den Berliner Ausbildungsmarkt wird immer stärker. Mit der Abwicklung zahlreicher Ostbetriebe wurde auch das Lehrstellenangebot im Ostteil drastisch gekürzt. Zahlreiche Jugendliche drängen im Herbst auf die ohnehin unzureichenden Westberliner Ausbildungsplätze. So sieht jedenfalls die Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, ÖTV die Lage. Sie will sich auf ihrer Bezirksjugendkonferenz in der kommenden Woche verstärkt mit der Ausbildungssituation auseinandersetzen. »Die Politiker ziehen sich völlig aus der Verantwortung. Weder im Einigungsvertrag noch im Berliner Senat wird über die Situation der Jugendlichen ernsthaft reflektiert«, kommentiert die stellvertretende Vorsitzende der ÖTV Berlin, Olga Leisinger, die derzeitige Politik. Ein Indiz dafür sei auch die mögliche Überführung des Berliner Berufsamtes mit insgesamt 1.300 Ausbildungsplätzen in öffentlicher Hand an freie Träger. Neben dem Ausbildungsangebot will die ÖTV auch die Qualität der Ausbildung verbessern sowie die Weiterbeschäftigung nach Ausbildungsabschluß sichern. So fordert die Gewerkschaft unter anderem eine Übernahmegarantie für alle Auszubildenden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Jugendkonferenz wird auch die unterschiedliche Vergütung in Ost und West sein. So verdient ein Auszubildender bei der BVG im ersten Lehrjahr 785,39 Mark während sein Ost- Kollege bei der BVB nur 482,15 Mark monatlich zur Verfügung hat. Die ÖTV fordert die hundertprozentige Angleichung nicht nur aus Gründen der Gerechtigkeit. »Viele Ost- Azubis sind zwar jünger, aber sie gründen in der Regel auch früher eine Familie und sind dann alleinverdienend«, sagt Olga Leisinger. jgo