SAMSTAG: Die Bestie der Wildnis / Das dreckige Dutzend / Freaks / Bitterer Reis

Die Bestie der Wildnis

„...ein Film für alle, die Heston einmal richtig böse, richtig brutal und richtig gut sehen wollen“, notierte Joe Hembus zu diesem Western, in dem Charlton Heston in der Tat ein ganz mieses Rabenaas zu spielen hat. Der Kavallerie-Scout Ed Bannon ist, obwohl bei den Apachen aufgewachsen, erklärter Indianerhasser. Er erschießt indianische Unterhändler, wird aus der Armee entlassen, übernimmt aber die Führung der Truppe, als sich die Indianer ihrer Deportation mit Waffengewalt widersetzen.

Der Film des Szenaristen und Regisseurs Charles M. Warren ist gerade wegen seiner unverhohlen reaktionären Haltung recht aussagekräftig: So blindwütig und mordlustig wie Ed Bannon sind damals tatsächlich viele der heuer glorifizierten Pioniere gegen die Ureinwohner der USA vorgegangen.

(ZDF, 20.15 Uhr)

Das dreckige Dutzend

Robert Aldrichs Kriegsfilm gilt noch immer als einer der gewalttätigsten aller Zeiten, einer der Gründe dafür, daß der Kassenschlager des Jahres 1967 bis dato noch nicht im TV zu sehen war. Dieses dreckige Dutzend besteht aus zwölf Strafgefangenen härtesten Kalibers, deren Urteile aufgehoben werden sollen, sofern sie an einem selbstmörderischen Kommandounternehmen hinter den feindlichen Linien teilnehmen. In knapp zweieinhalb Stunden erzählt Aldrich sowohl vom brutalen Drill der Ausbildung als auch vom tödlichen Ablauf der Mission. Lee Marvin führt den kleinen Betriebsausflug zum Gefechtsverkehr; die zwölf glorreichen Halunken in tarnfarbener Sportswear sind: John Cassavates, Jim Brown, Charles Bronson, Donald Sutherland, Clint Walker, Trini Lopez, Telly Savalas, Tom Busby, Al Mancini, Stuart Cooper, Ben Carruthers, Colin Maitland. Auch der unvermeidliche Ernest Borgnine und Robert Ryan wirken mit. The Dirty Dozen erreichte Platz sechs der Liste mit den erfolgreichsten MGM-Filmen aller Zeiten, und so wundert es nicht, daß noch weitere Kinoabenteuer um die kämpferischen Dreckspatzen entstanden, von denen aber keines die unbestrittene Klasse des Originals erreichte.

(ARD, 22.05 Uhr)

Freaks

In Ted Brownings Gruselmär aus dem Jahr 1932 stehen mißgebildete Menschen im Mittelpunkt der Handlung, nicht jedoch, wie im Horrorfilm üblich, als monströse Gestalten, sondern als Opfer der sogenannten „Normalen“. Sie, die bezeichnenderweise Namen wie „Kleopatra“ und „Herkules“ tragen und klassischen Schönheitsidealen entsprechen, sind die wahren Ungeheuer in dieser bewegenden Fabel. Diese Umkehrung der Genreregeln verstörte Publikum, Zensoren und Distributoren dermaßen, daß der Film gekürzt, in diversen US-Staaten verboten und in Großbritannien über 30 Jahre lang nicht aufgeführt wurde. Freaks ist ein einmaliger Sonderfall der Filmgeschichte, weil radikal in seiner Parteinahme zugunsten der Außenseiter, ein zeitlos gültiges, eindringliches Plädoyer für Menschlichkeit und Toleranz.

(N3, 22.30 Uhr)

Bitterer Reis

Ehrenwert, aber zum Scheitern verurteilt war das Unterfangen des italienischen Regisseurs Giuseppe de Santis, den Alltag der Reisarbeiterinnen in der — ein Schelm, wer Böses dabei denkt — Po-Ebene zu dokumentieren. Die Reis importierenden und insofern am Anbau des nahrhaften Getreides eher desinteressierten Länder richteten ihr Augenmerk nämlich verstärkt auf de Santis Reisfleisch, dargeboten von der nach den Regeln des italienischen Neorealismus in knappen Arbeitsshorts und wegen des allgegenwärtigen Materialmangels in einem etwas zu engen Wams steckenden Silvana Mangano, deren als Folge der schweren Arbeit zur Üppigkeit erblühter Körper weltweit die Phantasie zumal des männlichen Publikums derart strapazierte und in Anspruch nahm, daß das soziale Anliegen des Films aber auch schon restlos in die Hose oder, besser gesagt, den Bach runter ging. Andererseits verhalf de Santis etlichen Starlets und Mannequins zu Lohn und Brot, da doch nunmehr jeder italienische Produzent unbedingt einen Reis- respektive Reizfilm machen wollte.Tele 5, 0.55 Uhr