Südafrika will Polizeihilfe aus Bonn

Johannesburg (taz) — Südafrika möchte sich von Deutschland, Großbritannien und den USA bei der Ausbildung und der Reform der 100.000 Mann starken Polizei helfen lassen — und bringt die drei Staaten damit in arge Verlegenheit. Man könne schlecht von der Regierung am Kap verlangen, die Polizei zu verändern, und dann Hilfe verweigern, wenn man dabei um Unterstützung gebeten werde, verlautet aus Diplomatenkreisen. Bisher liegt kein offizielles Gesuch vor. Aber Bonn, das mit einem ähnlichen Projekt in Guatemala eine gewaltige Bauchlandung erlitt, will dennoch nicht mitmachen. Die USA wanken noch. Großbritannien, das bereits die Leibwächter von ANC-Führer Nelson Mandela ausbildete, dementiert, ist laut Diplomaten aber zur Hilfe bereit.

Südafrikas 100.000 Mann starke Polizei genießt am Kap einen äußerst schlechten Ruf. Immer wieder schießen Beamte flüchtende Demonstranten in den Rücken. ANC-Mitglieder werden von Polizisten verfolgt, während die konservative Zulu-Bewegung Inkatha teilweise unter dem Schutz der Polizisten agiert. Die Polizei war zudem in zahlreiche Massaker verwickelt. Interne Untersuchungen über solche Skandale verlaufen üblicherweise im Sand. Vor allem die etwa 40.000 weißen Polizisten, die meist aus der unteren Mittelklasse stammen, verschließen sich weiter vor den Veränderungen in Südafrika. „Wenn wir die farbigen Beamten nicht hätten, könnten wir unserer Polizei nicht mehr trauen“, glaubt ein Abgeordneter der regierenden Nationalen Partei von Staatspräsident Frederik de Klerk. Dennoch bekleiden nur Weiße und sogenannte „Inder“ Offiziersposten.

Doch das südafrikanische Gesuch ist bemerkenswert. Denn bisher sperrte sich die Polizei strikt gegen jeden Einfluß ausländischer Regierungen. Lediglich mit Nicht-Regierungsinstitutionen — vor allem in den USA — sei in der Vergangenheit auf akademischem Niveau zusammengearbeitet worden, heißt es in Pretoria. Und in Großbritannien wird augenblicklich ein einziger Verkehrspolizist trainiert.

Schlecht ist das Image der Polizei nicht nur bei den Schwarzen. Selbst Staatspräsident de Klerk zog es vor, statt der Polizei an diesem Wochenende vor allem die sogenannte „Citizen Force“ in Südafrikas Townships zu schicken. Die Armeereservisten sollen Ruhe und Ordnung während des vom ANC angekündigten Protestwochenendes aufrechterhalten. Anlaß: Am 16. Juni 1976 massakrierten Südafrikas Sicherheitsbehörden Hunderte von protestierenden schwarzen Jugendlichen in Soweto. Willi Germund