Vize-DGB-Chef Ulf Fink fordert „Jahrhundertvertrag“

Senftenberg. Einen „Jahrhundertvertrag“ für die Braunkohle forderte am Sonnabend der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ulf Fink, auf einer Betriebs- und Regionalkonferenz in Lauchhammer. In der von Braunkohlegewinnung und Veredlung monostrukturierten Region des Kreises Senftenberg dürfe nicht einfach auf das freie Spiel der Marktkräfte gesetzt werden, betonte Ulf Fink, zudem Chef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA). Er forderte staatliche Regulative, vergleichbar mit dem seinerzeit in den Altbundesländern eingeführten „Kohlepfennig“, der für einen sozialverträglichen Strukturwandel sorgen solle.

Gegenüber der Presse erklärte Fink, Lauchhammer bewußt als Standort der Konferenz ausgewählt zu haben, um auf die komplizierte Situation der etwa 8.000 von Arbeitslosigkeit betroffenen Arbeitnehmer aufmerksam zu machen und um Problemlösungen vorzustellen und zu beraten. Binnen kurzer Zeit könnten etwa 1.200 Arbeitsplätze über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im Bereich Umwelt, unter anderem durch Rekultivierung ausgekohlter Tagebaue, geschaffen werden. Die Wirtschaft in der Region müsse auch aus humanen Gründen umstrukturiert werden, betonte Fink. Die brandenburgische Landesregierung sei stärker denn je gefordert, der Region unter die Arme zu greifen. Wenn es in Lauchhammer gelänge, so Fink weiter, mittels Strukturentwicklungskonzepten und Innovationen zu einem lebensfähigen wirtschaftlichen Profil zu kommen, könnte das Modellcharakter haben. „Dann haben auch andere Regionen gute Chancen“, hofft Fink.

An der von der Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V. initiierten Konferenz nahmen etwa 200 Personen aus Politik und Wirtschaft teil. In drei Arbeitsgruppen wurde über „Wege aus der Arbeitslosigkeit“ beraten. In der Cottbuser Region gibt es derzeit fast 30.000 Arbeitslose und 95.000 Kurzarbeiter. Mit einer Arbeitslosenquote von über fünf Prozent liegt der Kreis Senftenberg derzeit noch deutlich unter dem Durchschnitt des Landes Brandenburg. Bis zum Jahresende wird mit einem drastischen Anstieg der Arbeitslosenquote gerechnet, da Betriebsstillegungen und Produktionseinschränkungen in dieser von Bergbau und Energiewirtschaft, Schwermaschinenbau und Siliziumherstellung geprägten Region zu erwarten sind. adn