„Hier wird es manche Pleite geben“

■ Einzelhändler talkten über „Autos raus“ und Fußgängerzone im Ostertor

„Unsere Geschäftsgrundlage wird sich durch die Umwandlung zur Fußgängerzone stark ändern“, vermutete Günther Poelking von der Büchner-Buchhandlung am Samstag vor dem Cafe Engel. Gemeinsam mit Einzelandelsvertreter Norbert Caesar fand er sich bei norddeutschem Schmuddelwetter zur dritten und letzten taz-Talkrunde unter dem großen BSAG-Regenschirm ein. Wolfgang Hinte vom Stadt- und Polizeiamt war nicht erschienen, dafür ließ sich aber der zufällig vorbeigekommene Staatsrat des Bausenators, Manfred Osthaus, am runden Tisch nieder.

Caesar und Poelking betonten übereinstimmend, daß die Verkehrssituation nicht mehr tragbar sei. Wie die Einzelhändler mit der Verbannung der Autos leben könnten, hinge aber stark von den „begleitenden Maßnahmen“ ab. Norbert Caesar warf der Baubehörde vor, noch immer kein klares Konzept über die Vernetzung von Park&Ride und öffentlichem Nahverkehr sowie über Gestaltung und Finanzierung der Fußgängerzone vorgelegt zu haben.

G. Poelking äußerte Zweifel, ob die für das Steintor in Aussicht gestellte Parkpalette in der Lübecker Straße auch tatsächlich gebaut werde. Dazu Osthaus: „Ich bin sicher, daß das etwas wird.“ Der Aufsichtsrat der Parkplatz- Trägergesellschaft Brepark habe die Pläne für die Lübecker Straße „bereits angeschoben.“ Die 140 Parkplätze des Ostertorsteinweges (Zählung von Ortsamtsleiter Hucky Heck) sollen laut Osthaus vor allem durch die Theatergarage am Osterdeich (400 Plätze) ersetzt werden.

Für die Gestaltung der künftigen Fußgängerzone wünschte sich Norbert Caesar „attraktive Eingangsbereiche“ sowie „Verweilmöglichkeiten“ auf demm Platz vor dem Engel und auf dem Ziegenmarkt. Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten sah Günther Poelking da, wo Ruhezonen und Pflanzgruppen zu neuen Drogentreffpunkten werden könnten. Er warnte auch vor zu viel „merkantilem Gehabe“. Die Straße solle öffentlicher Raum bleiben, wo man „nicht ständig über Kleiderständer stolpert“.

Einzelhändler fürchten höhere Preise

Ein Ansteigen der Ladenmieten wie in der City sahen Poelking und Caesar für Einkaufsmeile im Viertel nicht. Während in der Obern- und Sögestraße bereits 400 Mark pro Quadratmeter Ladenfläche gezahlt werden, bewegen sich die Preise im Viertel noch zwischen 20 und 80 Mark. Caesar hoffte, das Niveau sei über langfristige Mietverträge zu sichern. Poelking hielt es ohnehin für ausgeschlossen, daß Filialisten das Gesicht des Ostertors bestimmen könnten: „Die Läden hier sind viel zu klein, um bei Preisen von über 100 Mark noch in die Gewinnzone zu wirtschaften.“ Er sieht allerdings auch, daß es in der Zukunft noch so manche Ladenpleite geben wird, „so oder so, ob die Fußgängerzone kommt oder nicht.“ Einige Läden seien einfach nicht mehr attraktiv genug. asp