Sozialbehörde gegen ihre Chefin

■ Sozialsenatorin und Staatsrat blieben mit ihrer Skepsis gegen Mädchenhaus allein

Von der katholischen Erziehungsleiterin in Ordenstracht bis zum psychoanalytisch-geschulten Uni-Professor: Sieben Stunden verbrachten hundert Bremer Menschen bei einer Anhörung in einem stickigen Saal beim Finanzsenator, um Überzeugungsarbeit an den zwei ranghöchsten EntscheidungsträgerInnen der bremischen Sozialpolitik zu leisten.

Eingeladen hatte Sozialsenatorin Sabine Uhl. Sie hatte bei sich „Beratungsbedarf“ festgestellt in der Frage, ob Bremen (ähnlich wie Hamburg, Berlin oder München) ein „Mädchenhaus“ braucht.

Im Saal waren all diejenigen versammelt, die in der Stadt professionell mit sexuell mißbrauchten Kindern zu tun haben: Amtsleiter, Heimleiter, Initiativen- Fachfrauen, Sozialarbeiterinnen. Mehrere private Kinderheim- Leiter forderten es und am klarsten trug es die Erziehungsleiterin des Katholischen Heims „St. Johannis“, Schwester Salvatore, vor: Ihre wenigen Notaufname- Betten können dem Bedarf in der Stadt nicht Rechnung tragen, „ein mädchenspezifisches Angebot“ müsse her.

Diese einhellige Auffassung war um so erstaunlicher, als Kinderheime bei der Verteilung der knappen finanziellen Mittel die klassische Konkurrenz zu dem geplanten Mädchenhaus-Projekt darstellen. Auch die „Bremer Heimkonferenz“, auf der HeimleiterInnen und Jugendamtschef vertreten sind, einigte sich auf die Forderung nach einem „mädchenspezifischen Angebot“.

Die auswärtige Gutachterin

Sollen sexuell mißbrauchte Mädchen eine Zufluchtstätte bekommen? Foto: Herve Maillet

Dr. Luise Hartwig (Frauenministerium Hannover) setzte mit ihrer Kritik an den traditionellen Heimen noch eins drauf: „Der sexuelle Mißbrauch geschieht oft in Einrichtungen der Jugendhilfe. Denn Sozialpädagogen bewerben sich gezielt in Heime, um zu mißbrauchen.“

Der Staatsrat des Sozialressorts, Dr. Hans-Christoph Hoppensack, vermied es während der gesamten Anhörung, den Begriff „sexueller Mißbrauch“ überhaupt in den Mund zu nehmen. Technokratisch sprach er von einem „Massenphänomen“, dem nur „flächig ansetzend“ durch seine sozialen Dienste beizukommen sei.

Doch der Staatsrat und die Bremer Sozialsenatorin waren mit ih

Hier bitte

das foto

mit dem etwas

verwackelten Mädchen

rer Distanz zu dem geforderten Mädchenhaus allein im Saal. Dies wurde besonders augenscheinlich, als MitarbeiterInnen der Sozialbehörde ihr Votum abgaben. Der Sprecher der vier stadtbremischen Ämter für soziale Dienste, Hans Leppin, hielt sich selbst auffallend zurück, gab dafür aber freundlich zwei Sozialarbeiterinnen das Wort, die mit seinem Einverständnis forderten:

-„Eine Zuflucht mit mindestens fünf Plätzen für Mädchen ab zehn

-Frauen-Pflegestellen für Mädchen unter zehn Jahren.

-Zwei Mädchenwohngruppen.

-Freistellung für MitarbeiterInnen in Kindertages- und Jugendfreizeitheimen, wenn sie sich parteilich einem Kind widmen wollen.“

Offenen Konfrontationskurs steuerte auch eine Mitarbeiterin der Erziehungsberatungsstelle. Als Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack gerade ausgeführt hatte, die behördliche Erziehungsberatungsstelle sei sehr kompetent, zentrale Aufgaben zu übernehmen, um dem „Massenphänomen“ (er meinte und wollte das Wort nicht in den Mund nehmen: dem sexuellen Mißbrauch an Kindern) beizukommen, stand diese Mitarbeiterin der Erziehungsberatungsstelle auf und sagte: „Ich bin überrascht, Herr Dr. Hoppensack, daß sie uns eine besondere Kompetenz bei sexuellem Mißbrauch zu sprechen. Denn wir haben damit keine Erfahrung.“

Was die sieben Stunden be