Wer redet noch von Union?

■ Der 1.FC Union Berlin gewann das Relegationsspiel gegen Magdeburg 2:0 Als Aufsteiger aus der 2. Liga Ost erhielt sich Union alle Aufstiegschancen

Köpenick (taz) — Wer Deutscher Meister wird? Uns doch egal! Das dachten sich 7.000 Fußballfans und beobachteten lieber den Kampf des 1.FC Union Berlin um einen Platz in der 2. Liga. Und überhaupt, wer ist das, Kaiserslautern?

In der Anfangsphase waren die Chancen gleich verteilt, der Magdeburger Schwerinski verfehlte in der 15. Minute ganz knapp das Union- Tor, zwei Minuten später war es der Unioner Holger Fandrich, der nach einer Flanke von Hendel auch nur das Außennetz traf. »Die sollen nicht so schön spielen, die sollen gewinnen«, wurde man unruhig im Publikum in der »Alten Försterei«. Aber gespielt wurde weiter flott und unschön, in vielen kaum durchdachten Spielzügen. Dann aber kam die 26. Minute und mit ihr der Ball von Thomas Grether auf Berlins Nummer 2, Mathias Morack, der im Nachschuß einlochte.

Die Magdeburger waren schockiert und unternahmen daraufhin vorsichtshalber nichts mehr, sondern verlegten sich genau wie die Berliner aufs Foulen. »Wenigstens ist jetzt Bewegung im Spiel«, kommentierten die Fans die umherfliegenden Spieler, während der Schiedsrichter die gelbe Karte sicherheitshalber gleich in der Hand behielt.

Zu diesem Zeitpunkt zog es dann doch viele ans Radio. In der Pause entpuppte sich Union-Manager Pedro Brombacher als eingeschworener Bayern-Fan, der das Ergebnis in Köln trotzdem tapfer aufnahm. Dann tat sich der Himmel auf. Die — wahrscheinlich extra zum Spionieren vor dem Lokalderby am Dienstag angereisten — Fans des FC Berlin sahen alle ihre Vorurteile bestätigt: »Jetzt regnet's auch noch. Beim FCB regnet's nie.«

In der 52. Minute durften die Unioner wieder jubeln: Einen 15-Meter-Schuß von Schulz ließ Torwart Dirk Heyne relativ dumm abprallen, Grether nahm das Leder volley und der große Gesamtberliner Traum, Mannschaften in vorher nie gekannten Mengen in die 2. Liga zu schicken, war wieder ein Stückchen näher gerückt. Ein Teil der Union- Fans (Jude! Deutschland, den ... usw.) wird allerdings auf ewig drittklassig bleiben.

Der FCM wollte nicht aufgeben, war aber viel zu sehr mit dem Abwehren der Unioner beschäftigt, als daß er richtig gefährlich werden konnte. Mit fortdauernder Schlechtwetterfront wurde eher geglitscht und geplatscht, aber das aus vollem Herzen. Die Spieler sahen aus wie schwarze Schweine, die klatschnassen Zuschauer waren bester Laune: »Zweite Liga, wir kommen!«

Schon Minuten vor dem Abpfiff lagen immer mal wieder vollkommen fertige Magdeburger Spieler auf dem Rasen, deren Chancen vor den nächsten beiden Spielen nur noch theoretisch sind. Nach dem Abpfiff standen nicht nur traurige Kicker, sondern auch sehr traurige Magdeburger Journalisten vor den Kabinen (»Jetzt kann ich nur noch Handball gucken.«) Ein Union-Fan meinte schmerzhaft treffend: »Ab 16.45 Uhr redet kein Mensch mehr vom FCM.« Über Union Berlin redet man wenigstens noch zwei Relegationsspiele lang. Elke Wittich

1. FC Union: Lihsa — Hofschneider — Morack (84. Mencel), Placzek, Maek — Sirocks, Hendel, Seier, Fandrich (88. Ferreira) — Grether, Schulz.

1. FC Magdeburg: Heyne — Stahmann — Grempler, Cebulla, Enge (54. Gerlach) — Siersleben, R. Schneider, Minkwitz, Landrath (75. P. Köhler) — Schwerinski, Laeßig.

Zuschauer: 7.000

Tore: 1:0 Morack (26.), 2:0 Grether (52.).

Gruppe 1: Stahl Brandenburg — FC Berlin 0:0, Tabelle: 1. 1. FC Union Berlin 5:3, 2. Stahl Brandenburg 5:3, 3. FC Berlin 4:4, 4. 1.FC Magdeburg 2:6.