Eine ganze Stadt singt: We are the Champions!

■ Über 3.000 Fans feierten auf dem St.Martins-Platz in der Altstadt von Kaiserslautern ihre „roten Teufel“

Kaiserslautern (taz) — Die Anfahrt nach Kaiserslautern verläuft ausnahmsweise problemlos. Keine Autoschlangen wie sonst vor Bundesligaspielen üblich. Nur eine weiß-rote Flagge flattert einsam von einer Autobahnbrücke. Erreicht: Kaiserslautern Ost, die Ausfahrt zum Stadion und zur Innenstadt. Parkplatzsuche? Heute keine Affäre. Vor uns liegt der Sankt-Martins-Platz im Zentrum der Kaiserslauterer Altstadt.

Es ist 14 Uhr. Ein fliegender Händler packt gerade einige hundert Musikkassetten mit FCK-Songs aus seinem Kofferraum. Eine Woche zuvor war er darauf sitzen geblieben. Zirka 500 Menschen in Rot-Weiß sitzen und stehen jetzt schon vor dem „Simpel“, die Blicke auf zwei Großmonitore gerichtet: „Premiere“ zeigt nochmals das 2:3-Drama vom „Betze“ gegen die Borussia aus Mönchengladbach. Als es um 15.30 Uhr endlich losgeht, säumen 3.000 Menschen die idyllische Stätte. Alles ist etwas nervös; einige machen sich Mut und singen: „Deutscher Meister wird nur der FCK.“

Nach dem 2:0 fließt das Bier in Strömen, die Bedienung kommt kaum noch durch. Aber nach Ordenewitz' 1:2-Anschlußtreffer macht sich wieder leichte Skepsis breit, nur jetzt nicht den Ausgleich bekommen. Bange Minuten folgen, doch kurz vor der Pause erschüttern zwei kollektive Siegesschreie die Altstadt. Winkler schießt das 3:1, Dooley läßt nur kurze Zeit später das 4:1 folgen. Und Uerdingen führt bei Bayern mit 1:0. Folgerichtige Pausenmusik: „We are the Champions!“

Nach dem 2:4 durch Greiner keimen letztmals neue Zweifel, denn München führt jetzt mit 1:0. Aber die Zeit läuft für den FCK und um 17.02 Uhr, gerade hat Winkler das 5:2 geköpft, bricht am Martins-Platz der pfälzische Freudenorkan los. Der FCK ist Deutscher Meister. In München steht es 2:2. Nach Schupps 6:2 stürmen die Lauterer Fans in Köln auf das Spielfeld. Der gesamte Martins-Platz tobt.

„Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, nun ist es tatsächlich wahr geworden. Die vielen Zuhausegebliebenen vermitteln mitten in Kaiserslautern das Gefühl, hier direkt bei ihrer Mannschaft zu sein, die sich den Titel so meisterhaft erspielt und alle Zweifel, ob sie dessen würdig ist, souverän beiseite gewischt hat. „Oh, du wunderschöner FCK“, skandieren die freudetrunkenen Anhänger mit einer Woche Verspätung.

Und als kurz danach der Schlußpfiff ertönt, sind die 3.000 nicht mehr zu halten. „We are the Champions“ zum zweiten, dritten, vierten... Und dann — kommt Fritz Walter. Zu Hause in Altenborn ist er einige hundert Meter hin- und hergeschwommen, ohne Kunde aus Köln. Er ist anschließend um sein Haus gelaufen, bis Italia ihm verkündete: „Schnuckolino, 3:1!“

Um 20.30 Uhr verlassen wir die Pizzeria „La Fontana“, es gibt kaum noch ein Durchkommen in der Steinstraße. Wir brauchen 30 Minuten bis zum Auto. Die Gassen sind vollkommen verstopft mit Menschen. In den Straßen sammeln sich immer mehr hupende Karossen. Eine ganze Stadt freut sich über die Champions von Köln. Vom Meisterfest:

Günther Rohrbacher-List

und Ingelore Wöllstein