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Könige standen im Regen

■ Beim Zehnkampf-Meeting im österreichischen Götzis wurde um die WM-Teilnamhme gekämpft: Schenk, Dauth und Kohnle dürfen mit

Götzis (taz) — Was Rom für die Katholiken, ist Götzis für die Zehnkämpfer. Einmal im Jahr pilgern die weltbesten Könige der Athleten Richtung Vorarlberg, um den Offenbarungen ihrer Körper zu lauschen. Hier, auf dem Platz, auf dem Dailey Thompson 1982 mit 8.730 Punkten den Stadionrekord zelebrierte, werden traditionell die Maßstäbe des Jahres gesetzt.

Diesmal jedoch fiel der Ruf der österreichischen Alphörner kleinlaut aus. Einmal, weil die US-Amerikaner aufgrund ihrer eigenen WM- Auscheidungskämpfe nicht antreten konnten und der Europameister Christian Plaziat sich noch verdächtig bedeckt hält, zum anderen, weil heftiger Dauerregen den gesamten zweiten Tag vermieste. Am wetterfestesten entpuppte sich schließlich der Kanadier Mike Smith. Der 23jährige Wirtschaftsstudent brachte trotz Sturm und Nässe die Jahresweltbestleistung von 8.427 Punkten zustande. Überraschend war jedoch der zweite Platz des Tschechoslowaken Robert Zmelik. Der 21jährige einstige Hürdensprinter gilt als Joker besonders für die Zeit nach der Weltmeisterschaft Ende August in Tokio.

Auch das deutsche Zehnkampf- Wunderkind Thorsten Dauth schlug wieder zu. Mit seiner siebten persönlichen Bestleistung im siebten Zehnkampf (8.156 Punkte) seit 1989 verblüffte er schon wieder die Fachwelt. Bundestrainer Claus Marek war „einfach sprachlos“. Dauth wurde Fünfter hinter Olympiasieger Christian Schenk (8.227), blieb jedoch deutlich vor Michael Kohnle (8.062), der mit einem müden 1.500-Meter-Lauf seinem Punkteschnitt schwer zusetzte.

Doch es reichte auch so: „Schenk, Dauth und Kohnle sind die WM- Teilnehmer“, verkündete Marek definitiv. Torsten Voß, einst Schwerin, jetzt Uerdingen, fehlt immer noch verletzt und hat damit keine Chance mehr, seinen Weltmeistertitel von Rom zu verteidigen. Frank Müller schied sich hingsenartig mit drei Patzern im Weitsprung aus.

Christian Schenk, der sich selbst begeisterte, indem er 110 Meter Hürden auch bei regennasser Laufbahn unter 15 Sekunden (14,78) hinter sich ließ, sieht sich für Tokio im Medaillenbereich. „Es wird sich in der Spitze bei 8.500 Punkten verdichten“, prognostizierte der Ex-Rostocker, der besonders im Hochsprung Punkte sammelt. Thorsten Dauth indes vertraut auf eine Mischung aus Unbekümmertheit und guter physischer Konstitution. Mit der Kugel kann das Bewegungstalent schon viel besser umgehen, dazu kamen persönliche Bestleistungen über 400 Meter (48,06) und mit dem Diskus (43,68).

Für Dauth besteht nun das Problem, den mit seinem kometenhaften Aufstieg verbundenen Erfolgsdruck mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung möglichst optimal zu verbinden. Will heißen: Vorsicht vor dem Verheiztwerden. „Wir werden in den nächsten Wochen darüber reden. Erfolg um jeden Preis gibt es bei uns nicht“, sagt Claus Marek. Für Thosten Dauth soll ein geruhsamer Aufbau bewerkstelligt werden.

Der lustige Thorsten hält den Rummel um seine Person „ganz gut aus“, indem er den Sport und sich nicht allzu wichtig nimmt: „Es gibt wichtigere Dinge auf der Welt. Ich möchte vor allem ein zufriedenes Leben führen.“ Dabei träumt er von ganz traditionellen Werten: „Eine Familie führen und glücklich leben.“ Karl-Wilhelm Götte/miß

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