Mafia wieder christlich

■ Kommunisten verlieren bei Regionalwahlen in Sizilien

Palermo (taz) — Mit einem kräftigen Zuwachs können nach den Hochrechnungen vom Montag nachmittag die Christdemokraten der Region Sizilien rechnen: Von 38,8 Prozent bei den letzten Wahlen 1986 schossen sie auf 41,9 Prozent hoch; gegenüber dem Votum zum römischen Parlament sogar ein Zuwachs von fast acht Prozent. Gestoppt scheint dagegen endgültig der seit 1976 anhaltende Aufwärtstrend der Sozialisten: sie fielen gegenüber 1986 um fast ein Prozent auf nur noch 14,3 Prozent zurück, gegenüber den Parlamentswahlen 1987 sogar ein Verlust von mehr als vier Punkten. Nach ersten Wertungen haben neben einigen zehntausend von den zusammengebrochenen Neofaschisten zur DC gewanderten Stimmen vor allem die Mafiaclans über die Verschiebung weg von den Sozialisten entschieden: die Bosse nehmen den Sozialisten die große Blamage vom Sonntag zuvor übel, wo Parteichef Craxi gemeint hatte, das Volksbegehren zur (antimafiosen) Änderung des Wahlgesetzes durch den Aufruf zur Stimmenthaltung stoppen zu können. Doch die Wähler waren zur Urne gegangen und hatten mit 95 Prozent Mehrheit die Änderung beschlossen. DC-Ministerpräsident Andreotti, seit jeher in Mafia-Geruch, hat sich in den letzten Monaten dagegen erneut als der starke Mann der italienischen Politik erwiesen.

Großer Verlierer sind freilich auch die ehemaligen Kommunisten: ihre Nachfolgeorganisation PDS erreicht nur mühsame 10,9 Prozent gegenüber 19,4 vor fünf Jahren, die Abspalterformation Rifondazione Comunista kam auf dreieinhalb Prozent. Die zwei Grünen Listen bleiben mit nur gut einem Prozent außerhalb des Regionalparlaments.

Neben den Christdemokraten kann sich jedoch vor allem ein Ex- DC-Mann freuen: Leoluca Orlando, bis zu seiner durch Ministerpräsident Andreotti persönlich veranlaßten Abhalfterung im Frühjahr 1990 erster antimafioser Bürgermeister der Stadt. Orlandos gegen den Parteien- und Unternehmerfilz gerichtete Bewegung „Rete“ (Netz) erhielt auf Anhieb 7,6 Prozent. Werner Raith