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Modezar Lagerfeld möbelt Nobelhotel auf

■ Das Schloßhotel Gehrhus im Grunewald soll für 20 Millionen Mark umgebaut werden/ 66 luxuriöse Zimmer geplant

Berlin. Berlins traditionsreiches Prominentenhotel soll ein Comeback erleben: Modezar Karl Lagerfeld will dem in den letzten Jahren in einen Dornröschenschlaf versunkenen Berliner Schloßhotel Gehrhus zu neuem Glanz verhelfen. »Die Aufgabe reizt mich allein deswegen, weil ich in Berlin eine Suite nach meinem Geschmack haben will«, meint der vor allem in Paris lebende Hamburger Modeschöpfer. Vor vier Jahren hatte Lagerfeld das »Schmuckstück in Berlins feinster Adresse« im Grunewald zum ersten Mal gesehen und sich »sofort darin verliebt«. Bei dem jetzt geplanten Umbau soll er vor allem bei der Gestaltung der herrschaftlichen Innenräume und des Schloßgartens designerische Akzente setzen.

Im Februar 1990 war das geschichtsträchtige Haus, in dem in früheren Jahren Rockstars wilde Feste feierten sowie Schauspieler und Politiker ein und aus gingen, von der Bundesvermögensverwaltung verkauft worden. Die neuen Gesellschafter, darunter die Unternehmensgruppe Albeck und Zehden, wollen das Schloßhotel nun bis zum Spätsommer nächsten Jahres renovieren und daraus ein wirkliches Grandhotel, ein »Schmuckstück für die Hauptstadt« machen. »Wir wollen damit der Entwicklung in Berlin Rechnung tragen«, so Michael Zehden. Künftig soll das Hotel vor allem für Staatsbesucher und Gäste mit gehobenen Ansprüchen seine Pforten öffnen.

Etwa 20 Millionen Mark sind für den Umbau aller Räume des unter Denkmalschutz stehenden Hauses veranschlagt. Geplant ist unter anderem ein Gourmet-Restaurant, eine mit einer Glaskuppel überdachte Terrasse und ein 800 Quadratmeter großer Pool- und Fitneßbereich. Insgesamt werden 66 luxuriös ausgestattete Zimmer entstehen. Im 10.000 Quadratmeter großen Schloßpark wird ferner ein Neubautrakt mit zehn weiteren Räumen, darunter eine mit vielen Sicherheitsvorrichtungen ausgestattete Präsidenten-Suite, errichtet.

Graf Pannwitz, kaiserlicher Anwalt und einer der wohlhabendsten Bürger Berlins, baute sich die prunkvolle Nobelvilla kurz vor dem Ersten Weltkrieg »für viele Millionen Goldmark« als Herberge für seine bedeutende Kunst- und Gemäldesammlung. Als erster Gast trug sich 1914 der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., ins Gästebuch ein. In den zwanziger Jahren, als Pannwitz sich auf seine Besitzungen in Südamerika zurückziehen wollte, verkaufte er das Palais an den Staat, der es später der kroatischen Gesandtschaft zur Verfügung stellte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von den Engländern benutzt, stand die unzerstörte, riesige Villa lange Zeit leer. Erst 1951 erweckte der Hotelier Wolfgang Gehrhus es zu neuem Leben und ersteigerte das antike Mobiliar für die Ausstattung nach und nach auf Auktionen. Erste Empfänge wurden zu Ehren von Theodor Heuss und Konrad Adenauer gegeben.

Später zog es vor allem die Filmbranche in die mit italienischen Malereien und kunstvollen Stuckarbeiten verzierten Räume. Zu den prominenten Gästen zählten unter anderem Eroll Flynn, Ruth Leuwerik, Peter Ustinov und Romy Schneider, die dort 1975 ihre zweite Hochzeit mit Daniel Biasini feierte.

Wenn der Modedesigner Lagerfeld jetzt Hand an die ehemalige Prominentenherberge legen will, so lockt es ihn nicht nur, sich eine eigene Suite zu schaffen. Angeregt wurde er auch »vom deutschen Charme der Inneneinrichtung«, die im Berliner Rokoko gehalten ist.

Was jedoch ein Lagerfeld-Zimmermädchen tragen wird, das will der Kleidermacher, der seine Restaurationskünste bereits an »Monte Carlos schönster Villa« und einigen Schlössern ausprobiert hat, doch lieber dem Geschmack der künftigen Gäste überlassen. Maren Martell (dpa)

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