Bonn will viele Flughäfen um Berlin

■ Bundesverkehrsminister Krause lehnt weiterhin den geplanten Großflughafen im Süden Berlins ab/ Statt dessen will er mehrere neue Flughäfen miteinander kombinieren/ FDP gegen Bürgerbeteiligung

Berlin/Brandenburg/Bonn. Bundesverkehrsminister Günter Krause (CDU) wirft Berlins und Brandenburgs Politikern Knüppel zwischen die Beine: Er lehne weiterhin einen zentralen Großflughafen im Raum Berlin-Brandenburg ab, ließ er vom Rhein verlauten. Der Zuwachs an internationalem Flugverkehr werde weit über bisherigen Schätzungen liegen, dadurch seien Engpässe im Luft- und Straßennetz vorprogrammiert, so sein Argument. Sein Ministerium plädiert für eine Kombination von mehreren Flughäfen, bei denen Abfertigungshallen sowie Start- und Landebahnen räumlich getrennt werden könnten. Krause wollte sich nicht darauf festlegen, daß Berlins innerstädtische Flughäfen mittelfristig geschlossen werden.

Die Brandenburger Grünen protestieren ebenfalls gegen die bisherigen Großflughafenpläne. Mit Tempo werde an der »Auslagerung unpopulärer Belastungen« von Berlin in das Umland gearbeitet, würden Straßen rekonstruiert, doch verlaufe die Anbindung Brandenburgs an das Berliner S-Bahn-Netz nur zögernd, wirft Jens Zschiedrich Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzeck (Bündnis 90) und Verkehrsminister Jochen Wolf (FDP) vor. Sie hatten sich im Mai mit Berlins Senatoren für Umwelt, Volker Hassemer (CDU), und für Verkehr, Herwig Haase (CDU), auf ein »Gesamtkonzept für den Verkehr« geeinigt, das jetzt in vollem Wortlaut bekannt geworden ist. Der Ludwigsfelder Stadtverordnete bezeichnet die Genshagener Heide (nahe Ludwigsfelde) als Alternativstandort für den Großflughafen als Krönung. »Ich frage Sie, ob bei der Standortwahl der Einstieg der Daimler-Tochter MTU in den Ludwigsfelder Triebwerks-Instandsetzungsbetrieb INL den Anstoß gab?« so Zschiedrich.

Die zwei Senatoren und zwei Minister hatten sich in 21 Punkten darauf geeinigt, der Schiene zwar den Vorrang zu geben, ohne aber verkennen zu wollen, daß die Straße eine wichtige Rolle spielen wird. Dreiviertel der Erklärung beschäftigt sich mit dem Großflughafen, der auf unabhängigen Parallelbetrieb von zwei Start- und Landebahnen ausgelegt werden soll. Bis zum Jahr 2000 sollen jeweils eine Start- und Landebahn in Betrieb gehen. Nach dem Konzept soll der neue Flughafen die innerstädtischen Berliner Flughäfen ersetzen und dadurch für eine ökologisch eindeutige Gesamtbilanz sorgen. Die Beschleunigung von Planverfahren soll auf Grund der zügigen Inbetriebnahme angestrebt, aber dennoch an der Bürgerbeteiligung festgehalten werden.

Im Gegensatz dazu einigten sich die FDP-Fraktionen beider Länder am Wochenende darauf, daß der »Flughafen 2000« in das von Bonn geplante Beschleunigungsgesetz aufgenommen werden soll. Dann wären Bürger von dem Planverfahren faktisch ausgeschlossen. diak