MIT WEST-OST-FLIEGERN AUF DU UND DU
: Zwei Flügellahme vereint

Schwedens Linjeflyg und Polens Lot fliegen zusammen  ■ Aus Stockholm R. Wolff

Die schwedische Fluggesellschaft Linjeflyg und die polnische Lot starten eine gemeinsame Gesellschaft. In Branchenkreisen wird diese erste Zusammenarbeit einer westlichen mit einer osteuropäischen Fluggesellschaft skeptisch registriert. Beide Gesellschaften gelten als flügellahm. Linjeflyg, die vor allem innerschwedische Linien fliegt, kämpft mit hohen Lohnkosten bei sinkenden Passagierzahlen. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurde nur die Hälfte des Vorjahresresultats eingeflogen. Zur Sanierung will Linjeflyg in diesem Jahr das Personal um einige Hundert auf dann noch 2.000 Beschäftigte reduzieren.

Ob die staatliche Lot Gewinne oder Verluste einfliegt, ist aufgrund der dort bislang üblichen Buchführungsmethoden nicht klar. Einen Platz in der Spitzengruppe nimmt sie jedenfalls bei der Unfallstatistik ein. Dort liegt Lot an neunter Stelle — mit einer Unfallhäufigkeit, die dem zehnfachen der skandinavischen SAS entspricht.

Neben ganz augenfälligen Kooperationsgründen — Ausbau des innerpolnischen und europäischen Flugverkehrs — scheinen wesentliche Gründe der Zusammenarbeit technischer und steuerrechtlicher Art zu sein. Lot will nicht nur seinen noch vorwiegend sowjetischen Flugzeugpark durch bequemere und sichere Westmaschinen ersetzen: Über den Umweg der neuen Gesellschaft wird wohl auch das Personal reduziert werden.

Linjeflyg wiederum stellt gerade auf die Boeing 767 um und hat eine große Anzahl von Fokker-Maschinen zu viel, die auf dem Markt von Gebrauchtflugzeugen abzusetzen derzeit nahezu hoffnungslos ist. Linjelot kann nicht nur diese Maschinen sinnvoll einsetzen: Auch die bei beiden Gesellschaften auf der Anschaffungsliste stehenden Boeing 767 könnten durch das Zwischenschalten einer Leasinggesellschaft doppelt steuerlich abgeschrieben werden. Und Linjeflyg erhofft sich mit der gemeinsamen Gesellschaft etwas, was auf ihrem jetzigen Markt nicht mehr möglich zu sein scheint: Gewinne.