Nie mehr Krem de Framboas

■ Alteingesessenes Gröpelinger Geschäft schließt wegen angeblicher Bedrohung

An der Flasche Himbeerlikör im Schaufenster der „Kaffeerösterei und Confiserie Wels“ in Gröpelingen hängt ein Schild. Creme de Framboise ist darauf zu lesen und auf Deutsch: Krem de Framboas. Preis in Frankreich: 110 Francs, 33,38 Mark, hier: 27,95 Mark. Der Autor dieser Zeilen, Confiserie-Besitzer Heino Stellmann, will sein Geschäft in der Lindenhofstraße am 6. Juli für immer schließen. Der Grund: Angeblich sind seine Angestellten Anfang Juni von drei Dieben mit einem Messer bedroht worden.

In den mit Bonbons, allerlei Pralinen, Kaffee und Alkoholika gefüllten Auslagen stehen, in Cellophan eingeschlagen, Becksbier-Flaschen. Daran ein weiteres Schildchen: 1 Flasche Becks: 0,95 Mark, Cellophan: 1,50, Zierband: 0,50, Etikett: 0,20... und so fort. Ergebnis: 6,98 Mark proFlaschbier. Heino Stellmann aber läßt 3 Pfennige nach und verkauft die Flasche für

Schilderbürger Stellmann wird der Lindenhofstraße fehlen. Hier sein „Wels-Kaffee“.Foto: Tristan Vankann

6,95 Mark.

Und seit ein paar Wochen hat

hierhin bitte

das Foto von dem

wirren Schaufenster

Stellmann ein großes Schild im Schaufenster hängen: „Mit die

sem Messer wurden meine Mitarbeiterinnen von Ladendieben bedroht. Wir schließen am 6. Juli.“ Darunter hängt ein stabiles Klappmesser. Nicht nur einmal, „permanent wurden wir bedroht“, sagt der Stellmann.

Eine Angestellte präzisiert: Es sei nicht „dieses Messer“ gewesen, sondern ein ähnliches. Der Chef habe „dieses Messer“ hinterher gekauft. Die drei Männer, die in den Laden gekommen seien, hätten ihr Messer auf den Tresen gelegt und seien nach einiger Zeit wieder verschwunden. Ob tatsächlich etwas geklaut worden ist, wissen die Angestellten nicht.

Die Gröpelinger Rambos sind zur rechten Zeit aufgetaucht. „Ich habe ausgesorgt“, bekennt der 56jährige Stellmann, „jetzt mache ich das, was mit gefällt.“ Schilder malen? — „Akkordeon spielen.“ och