Bremer Meister im Pressemitteilen

■ Wie der Grüne M. Schramm die Lagerhausgesellschaft und seine Fraktion nervte

Seit drei Wochen blicken uns sonntags aus der Seite drei einer bekannten Lokalzeitung Herren im gewissen Alter an: Frisch frisiert, die obere Zahnreihe zum Lachen entblößt, die runde Tropfenbrille auf der wohlgeformten Nase. Eben Menschen vom Schlage eines echten Nödeldödel. Die durften je einmal auf Kosten der Bremer Lagerhaus- Gesellschaft allen LeserInnen mitteilen, welch wesentlichen Gedanken ihnen zum Neubau eines Container-Terminals in Bremerhaven durch den Kopf gehen. Nun wissen wir, daß die Herren Wedemeier, Nölle und Jäger finden, daß dies erstens ganz wichtig für die bremische Häfenstruktur ist und daß zweitens die ökologischen Belange selbstredend berücksichtigt werden.

Doch die Bremische Bürgerschaft hat vier Fraktionen. Haben die Grünen etwa keinen Nödeldödel, der sich gerne einmal mit Bild an die Bremer Öffentlichkeit wendet? Doch: Für solche Fälle gibt es den Bremerhavener Abgeordneten Manfred Schramm. Schramm, Bremer Meister im Pressemitteilen, stand den ersten Anfragen der Bremer Lagerhaus Gesellschaft zunächst auch aufgeschlossen gegenüber. Doch grüne KollegInnen rieten ab. Bremer Lagerhaus, das ist für Grüns immer der Umschlag von Waffen aller Art. Von denen läßt man sich keine Werbung bezahlen. An diesem Dogma änderte auch die Zusage der Agentur nichts, daß die Grünen unzensiert ihre Meinung an die LeserInnen bringen könnten. Schramm verzichtete schweren Herzens auf sein Bild im Blatt.

Nun begab es sich, daß vier Grüne, darunter Schramm, einen Termin zum Plausch mit der BLG hatten. Handzahm saß Schramm dabei und verriet seinen Gesprächspartnern nicht, daß es für den nächsten Tag schon Böses im Schilde führte. Denn wenn er schon nicht mitmachen durfte, dann wollte Schramm wenigstens auf andere Art in die Presse. Also verfaßte er eine bitterböse Pressmitteilung, in der er die BLG und ihre PR-Kampagne heftig anging.

Die dauernden Presseeskapaden ist man bei den Grünen inzwischen derart leid, daß dem wirtschaftspolitischen Sprecher Schramm für die kommende Legislaturperiode Böses droht. Wenn erst Ralf Fücks wieder im Parlament sitze, so die Prognose, dann wird Schramm „fischpolitischer Sprecher“. Rosi Roland