Geschirrmobil kommt auf Touren

■ Vorbild Bayern: Mehrweggeschirr auf Volksfesten

Nach der Breminale sah es auf den Weserwiesen wie auf einem Schlachtfeld aus. Die Reste vom Feste: Plastikmüll soweit das Auge reicht. Leider kein Einzelfall, denn große Volksverlustigungen hinterlassen außer der Regeneration der Arbeitskraft meistens auch riesige Müllberge. Und die verschwinden bekanntlich nicht so schnell.

Daß es auch anders geht, zeigte in der letzten Woche Susanne Schimmack vom Amt für Umweltplanung der Stadt Nürnberg mit ihrem Vortrag im Ansgaritorsaal. „Mehrweg statt Einweg“, das ist das Motto, mit dem in der fränkischen Stadt feste gefeiert wird. Paradebeispiel ist die Umstellung des weltbekannten „Christkindlesmarktes“ auf Mehrweggeschirr. Hier gilt seit zwei Jahren nicht mehr die Rechnung 600.000 Besucher = eine Million Wegwerfbecher. Die angeschafften Keramiktassen werden gegen Pfand ausgegeben, zweimal täglich eingesammelt und in einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Raum gespült. Für kleinere Feste hat die Stadt Nürnberg zwei „Geschirrmobile“ angeschafft: mietfrei können die mit Eß-und Kaffeegedecken mitsamt Spülmaschine ausgestatteten Anhänger ausgeliehen werden.

Erste Vorstösse gibt es nun auch in Bremen: zwei Geschirrmobile sind vom Senat bewilligt und sollen ab Mitte Juli einsatzbereit sein. Es gibt bereits reges Interesse. Und anhand des Nürnberger Vorbildes hat der Beirat für Umweltfragen einen Beschluß zum Verbot von Einwegbehältnissen bei öffentlichen Veranstaltungen gefaßt, der zur Zeit vom Senat geprüft wird.

„Keine Chance“ sieht Adolf Pösel, Abfallreferent der Umweltsenatorin, zur Durchsetzung eines generellen Verbotes: „Das kann nur der Bundesgesetzgeber veranlassen.“ Zu den gesetzlichen Schwierigkeiten komme aber noch die fehlende Akzeptanz bei den Großveranstaltern: „Ich habe das Gefühl, daß die Veranstalter in Bremen überhaupt nicht sehen, daß man mit den ökologischen Argumenten auch werben kann“, so Pösel. Die Gegenargumente der Veranstalter: die praktische Durchführung sei zu kompliziert und die Kosten zu hoch.

Das Ex-und-hopp-Verfahren kommt laut Pösel viel zu billig davon: im Grunde müßten die Müllverbrennungsgebühren eingerechnet und damit die Beseitigung des Einweggeschirrs „sagenhaft teuer“ werden.

So ohne weiteres will sich Bremer „Marktmeister“ Arends , der für kommunale Volksfeste zuständig ist, den Vorwurf der Unflexibilität nicht gefallen lassen: Demnächst wolle man von ganz alleine auf Müllvermeidung setzen. „Wir werden auf dem nächsten Fest eine Art Recyclinghof einrichten; einen durch hohe Zäune abgetrennten Bereich, in dem die Schausteller zu bestimmten Zeiten ihren Müll abgeben können.“ Kartons und anderes fremdes Material wird nicht angenommen: Davon erhofft sich Arends eine „mittelbare Wirkung auf die Lieferanten“. Das heißt also „die praktische Seite angehen“, aber: „Man kann das eben nicht über–s Knie brechen.“ Susanne Kaiser