SONNTAG: Bus stop / Der alte Mann und das Meer / Spuren in dioe Vergangenheit / Reise ohne Wiederkehr

BUS STOP

Sowohl in der Biographie der Hauptdarstellerin Marilyn Monroe als auch in der des Regisseurs Joshua Logan nimmt Bus Stop eine Sonderstellung ein. Für Marilyn war es der erste Film nach ihren Schauspielstudien in Lee Strasbergs New Yorker „Actor's Studio“, ein Höhepunkt ihrer Karriere, aber nicht der ersehnte Durchbruch als Charakterdarstellerin. Logan war vor dem Krieg Schauspieler und Dialogregisseur gewesen und machte sich einen Namen durch kassenträchtige Broadway-Inszenierungen. Für Bus Stop und das ein Jahr später gedrehte Melodrama Picnic erhielt Logan ausgezeichnete Kritiken. In den Sechzigern versuchte er mit einigen Musicalverfilmungen seine Bühnenerfolge auf das Kino zu übertragen, erntete aber für South Pacific, Camelot (Richard Harris, Franco Nero und Vanessa Redgrave quälten sich singend und tanzend durch die Artus-Sage) oder Westwärts zieht der Wind (US-Titel Paint Your Wagon; mit Lee Marvin und Clint Eastwood als singenden Westerners!) vernichtende Rezensionen und höhnische Kommentare in diversen Monographien. Bus Stop aber ist, darin sich abhebend von den Knallern des Vor-Wochenendes, ein „zeitloser“ Klassiker.(SAT.1, 14.30 Uhr)

DER ALTE MANN

UND DAS MEER

Es war ein Herzenswunsch des Hauptdarstellers Anthony Quinn, einmal Hemingways glücklosen Santiago zu verkörpern, der nach zähem Ringen einen großen Fisch fängt und dennoch letztlich ohne Beute heimkehrt. Weil Quinn über die Freude an seinem Traumpart weder Geschäfts- noch Familiensinn vergaß, fielen auch für Tochter Valentina und Sohn Francesco noch Rollen ab. Nach dieser Einstimmung auf die im I. Weltkrieg irgendwie verlorengegangene Welt des Schriftstellers folgt einige Stunden später eine treffliche Ergänzung mit dem Auftakt von Bernhard Sinkels Viertteiler Hemingway. Zum Geleit vielleicht eine Strophe aus Wiglaf Drostes gleichnamigem Gedicht: „Hat das Leben schwer genossen/ Sich entschlossen sehr erschossen/ Und auf einmal war's soweit: Keine Spur von Einsamkeit.“

(ARD, 15.05 Uhr/ZDF, 19.30 Uhr)

SPUREN IN

DIE VERGANGENHEIT

Ein alternder Gauner mit aristokratischem Gebaren kabaliert und intrigriert, um seine Adoptivtochter, die flügge zu werden droht, an sich zu binden. Roger Vadim, der hier ausnahmsweise einmal nicht Brigitte Bardot mit der Hauptrolle betraute, bewies laut 'Filmkritik‘ „einen so entwickelten Sinn für Einfälle und Nuancen, daß man ihn ob seiner nichtvorhandenen Ambitionen auch nicht verdammen kann. Selten wurde das Cinemascope-Format mit soviel Raffinesse eingesetzt wie hier, wo häufig zwei gleichzeitige Aktionen — etwa rechts im Vordergrund und links im Hintergrund — die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers fordern.“ Soweit der junge Ulrich Gregor, der abschließend resümierte: „Insgesamt also ein intelligenter Publikumsfilm, und zugleich ein Film fürs intelligente Publikum.“ — Wenn das keine Empfehlung ist ...(SAT.1, 23.15 Uhr)

REISE OHNE WIEDERKEHR

Ein prächtiger Schnulz und der Stoff, aus dem Groschen- und Konsalik- Romane gefertigt werden: In Hongkong lernen sie sich kennen, auf dem Schiff nach San Francisco treffen sie sich wieder, die sterbenskranke Joan Ames und der zum Tode verurteilte Dan Hardesty. Sie verlieben sich spornstreichs, stracks und stante pede, woraufhin Dan eine bereits anvisierte Fluchtmöglichkeit sausen läßt, um seinem herzattackierten Feinsliebchen das heilenede Wasser reichen zu können.

In den Hauptrollen dieses 1932 entstandenen, nicht ganz humorfreien Melodrams brillieren Kay Francis, eine der seinerzeit höchstbezahlten Schauspielerinnen der US- Filmbranche, und der elegante, unter einem Menjou-Bärtchen hervorlächelnde Hollywood-Gent William Powell.(ZDF, 23.40 Uhr)