Appell an die Einheit

■ Baker zu Gespächen in Belgrad eingetroffen

Belgrad (taz) — Nicht nur mit Ministerpräsident Ante Markovic, sondern auch mit jedem der sechs Präsidenten der jugoslawischen Teilrepubliken will US-Außenminister James Baker bei seinem eintägigen Belgrad-Besuch zusammentreffen. Dabei möchte er, ebenso wie die Außenminister der KSZE am Mittwoch, den zerstrittenen Politikern ins Gewissen reden. Der Zerfall des Vielvölkerstaates soll verhindert, die internen Konflikte auf friedliche Weise beigelegt werden. Konkret erhofft sich Baker, daß er Slowenien und Kroatien, die am nächsten Mittwoch den Staatenbund verlassen wollen, zur Umkehr bewegen kann. Gleichzeitig ist sich der Außenminister aber auch darüber klar — so ein „Informant“ — daß die USA Ljubljana und Zagreb „nicht zwingen können“. Eine erste positive Reaktion auf den Appell der KSZE-Staaten erhielt Baker nicht zufällig von Markovic. Dieser ließ verlauten, daß die Warnung der 34 Staaten „sicherlich“ zu einer „demokratischen Lösung unserer Schwierigkeiten“ beitragen werde. Die USA unterstützen Markovic, weil sie ihn als Bewahrer der Einheit sehen. In der Bevölkerung hat er dagegen fast alle Sympathien verloren.

Der erste Besuch eines US-amerikanischen Außenministers in Jugoslawien seit 1975 wird von Baker auch zu einem Treffen mit den Oppositionsführern der überwiegend von Albanern bewohnten Provinz Kosovo genutzt. Bei einem Zerfall des Bundes treten diese für einen Anschluß des Kosovo an Albanien ein. (Siehe hierzu taz-Interview auf dieser Seite.) Nicht ohne Brisanz ist daher der sich an die Jugoslawien- Stippvisite anschließende Besuch Bakers in Albanien. her