»Die Autos fahren viel zu schnell«

■ Berliner Schulkinder machten auf dem »1.Berliner Kinderforum« im Rathaus Schöneberg ihrem Ärger Luft/ Jugendsenator Krüger (SPD) will ein Zimmer in seiner Verwaltung für die Kids räumen

Berlin. Die Spielplätze in Berlin sind völlig verdreckt, die Schulwege sind unsicher, die Autos fahren zu schnell, und die BVG ist zu teuer. Das bemängelten jedenfalls 150 Kinder, die gestern morgen von Jugendsenator Thomas Krüger und der Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna Renate Laurien, im Rathaus Schöneberg zum »1.Berliner Kinderforum« begrüßt wurden.

»Kids beraten Senator« hieß die Aktion, in deren Rahmen Schulkinder aus allen Berliner Bezirken lautstark auf ihre Situation aufmerksam machten. Wie die Großen saßen sie im Sitzungssaal des Rathauses und diskutierten mit dem Senator. »Wir wollen den Kindern dieser Stadt ermöglichen, ihre Interessen stärker zu vertreten«, erläuterte Krüger die Veranstaltung. »Die Autos fahren viel zu schnell, bei Tempo 30 fahren sie mindestens 50, und auf meinem Schulweg in Prenzlauer Berg komme ich manchmal überhaupt nicht über die Straße«, beschwerte sich die zehnjährige Daniela. »Es müßte auch mehr Ampeln geben.«

Auch Spiel- und Bolzplätze gibt es nach Ansicht der Kids viel zu wenige. »Bei uns in Kreuzberg sind die Spielplätze alle völlig verdreckt, der Sand wird nie ausgewechselt, und überall liegen Scherben und Spritzen rum«, machte ein achtjähriger Junge seinem Unmut Luft. »Und in der Betonwüste in Hohenschönhausen sind sogar die Spielplätze Betonpisten, völlig phantasielos, und alle sehen gleich aus«, fügte ein anderer hinzu. Senator Thomas Krüger schrieb fleißig mit, und alle, die bei der Debatte nicht zu Wort kamen, gaben vor dem Sitzungssaal ihre Argumente zu Protokoll. »Wir wollen jede Beschwerde aufnehmen und uns dann weiter darum kümmern«, versprach Krüger den hoffnungsfrohen Kids. Ein klares Votum ergab die Abstimmung über den schulfreien Sonnabend: Nur 24 sprachen sich dagegen aus.

Ferner forderten die Jungen und Mädchen mehr Schülerläden und Jugendklubs sowie Schulbusse. »Das soll dann über die Steuern finanziert werden, aber von den Reichen, damit die auch mal ein bißchen mehr Geld abdrücken müssen«, forderte eine 13jährige.

Das 1.Berliner Kinderforum« soll nur der Anfang einer Reihe von Aktionen sein. Krüger versprach, bis zum 1. Juli ein Zimmer in seiner Verwaltung zu räumen und den Kindern zur Verfügung zu stellen. »Dann könnt ihr jederzeit kommen und eure Probleme aufschreiben. Das wird dann an die zuständigen Stellen weitergeleitet.« Ferner forderte er seine 150 neuen BeraterInnen auf, sich in den Bezirken Vertrauenspersonen wie Lehrer, Ärzte oder Anwälte zu suchen, die dann ebenfalls für die Interessen der Jüngeren eintreten sollen. Damit auch der Spaß nicht zu kurz kommt, gibt es am 3. Juli vor der Senatsverwaltung für Jugend und Familie am Karlsbad eine große Kinderparty. Jeannette Goddar