Spielzeug der Machos

Die Euphorie und der Rummel um den gewonnenen Golfkrieg gehen in den USA unaufhaltsam weiter. Videokassetten, aus Fernsehmaterial zusammengeschnitten, gehen weg wie einst die Granaten in der Wüste, und Spielzeug nach Golfkriegsvorbild hat Hochkonjunktur. Die Gesellschaft Revell-Monogram, die 60 Prozent des US-amerikanischen Plastikspielzeugmarktes kontrolliert, gab eine Steigerung ihrer Einkünfte im ersten Quartal 1991 um 37 Prozent bekannt. Der Gewinnzuwachs kommt aus dem Verkauf von Flugzeugmodellen, die den am Golfkrieg beteiligten Maschinen nachgebildet sind. Die Firma hatte schon vor dem Krieg 14 von 17 der wichtigsten Golf-Flugzeugtypen vertrieben. Die noch fehlenden wurden einfach dadurch ins Programm gebracht, daß an anderen Modellen die Plaketten überklebt wurden.

Das Unternehmen TSR teilte mit, daß ihr Kriegsspiel „Eine Linie im Sand“ zur Zeit häufiger als alle anderen Spiele verkauft wird. Eine kleine Patriot-Rakete mit Antriebsmotor ist der Hit der Gesellschaft Estes. Die Mini-Patriot gehe sogar besser als Raumfähren, hieß es bei Estes.

Wem das alles zu sehr nach Kinderkram riecht, der kann sich vertrauensvoll an Muskelgebirge Arnold Schwarzenegger wenden. Arnie hat die Herstellerfirma AM General Corp. dazu gebracht, Zivilversionen des bisher für das Militär reservierten Geländefahrzeugs „Humvee“ herauszubringen. Humvee steht für „High Utility Multipurpose Wheeled Vehicle“ („hochbeanspruchbares Mehrzweckradfahrzeug“), seine Fans nennen es zärtlich „Hummer“. Bei der Invasion 1989 in Panama und 1991 im Golfkrieg hat der Humvee gehalten, was seine monströse Bezeichnung verspricht. Der Nachfolger des legendären Jeeps hat Platz für vier bis fünf Personen, kann unglaubliche Steigungen bewältigen, ist kaum zum Kippen zu bringen und fährt auf Eis, in Schlamm, auf Schnee und natürlich im Wüstensand. „Wir wollen sein kampferprobtes Image als spartanisches, zweckmäßig robustes Fahrzeug, das einen überall hin- und auch wieder zurückbringt, nicht ändern“, sagte AM-General-Präsident James Armour. Der amerikanische Macho muß für so ein Spielzeug tief in die Tasche seines Kampfanzugs greifen. Die Dinger kosten so um die 75.000 Mark. Dafür muß er sogar auf das aufmontierte Maschinengewehr und die Raketenzielvorrichtung verzichten. Aber in Amerika ist es selbstverständlich ein Kinderspiel, auch dieses Zubehör aufzutreiben. Karl Wegmann