Die sieben Reichsten demonstrieren Einigkeit

■ G7-Länder wollen Dollaranstieg bremsen/ Kein Geld für die UdSSR/ Sowjetunion darf assoziiertes IWF-Mitglied werden

London (afp/ap/taz) — Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) haben am Sonntag abend in London ihren Willen bekräftigt, den Anstieg des Dollarkurses zu kontrollieren und auf Zinssenkungen hinzuarbeiten. Zum Abschluß ihres eintägigen Treffens in der britischen Hauptstadt stellten sie mit Zufriedenheit Anzeichen „für eine Erholung der Weltwirtschaft“ fest.

Der UdSSR wurde erwartungsgemäß keine Zusage über eine eventuelle Wirtschaftshilfe gemacht. In ihrem gemeinsamen Kommuniqué beschränkten sich die Minister auf den Hinweis, daß eine „beständige Wirtschaftsreform“ in der Sowjetunion notwendig sei. Die ökonomische Lage in dem Land hätten sie „zur Kenntnis“ genommen. Der britische Schatzkanzler Norman Lamont wies darauf hin, daß es nicht das Ziel ihres Treffens gewesen sei, Entscheidungen bezüglich der UdSSR zu treffen. Sein US-Amtskollege Nicholas Brady stellte eine assoziierte Mitgliedschaft der Sowjetunion im Internationalen Währungsfonds (IWF) in Aussicht. Als assoziiertes Mitglied kann die Regierung in Moskau zwar mit technischer Hilfe rechnen, den Zugang zu IWF-Geldern garantiert dies jedoch nicht.

Das sowjetische Außenministerium bewertete den Beschluß der Siebenergruppe zwar positiv. Doch sei es „schwierig zu sagen, was er bedeutet. Es handelt sich um einen ungewöhnlichen Status, eine Art Zwischenstufe vor der Mitgliedschaft im IWF“, sagte etwas ratlos Sergej Tschestnoi von der Abteilung für internationale Wirtschaftsbeziehungen. Ohne in dem Kommuniqué auf den Anstieg des Dollarkurses der letzten Monate direkt einzugehen, verpflichteten sich die Finanzminister zur Aufrechterhaltung stabiler Wechselkurse, die notfalls durch „konzertierte Aktionen auf den Wechselmärkten“ erreicht werden müßten. Bundesbankpräsident Karl- Otto Pöhl wurde etwas deutlicher: „Konzertierte Aktion“ bedeute, daß die Notenbanken bei einem weiteren Anstieg des Dollarkurses mit Verkäufen eingreifen würden. Die gemeinsame Drohgebärde der sieben reichsten Länder der Welt könnte möglicherweise reichen, die Euphorie der Devisenspekulanten zu dämpfen. Dem entgegen steht jedoch die Erholung der US-Wirtschaft.

Die Minister stellten fest, daß ein anhaltendes Wirtschaftswachstum mit Preisstabilität entscheidend zur Bewältigung der historischen Aufgaben sei, vor denen die Weltwirtschaft stehe. In diesem Zusammenhang betonten sie die Bedeutung einer Steuer- und Währungspolitik, die die Bedingungen für niedrigere Zinsen und andauernde Preisstabilität schaffe. Sie wiesen auf die Bedeutung verstärkten Sparens hin. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sagte nach dem Treffen, kein Teilnehmer habe versucht, Druck auf andere auszuüben. „Zinssenkung war gar kein Thema“, behauptete er.

Das Finanzministertreffen der G7-Staaten, das auf Antrag Japans einberufen worden war, sollte den Vertretern zudem die Möglichkeit geben, ihre Positionen vor dem Weltwirtschaftsgipfel abzustimmen, der Mitte Juli in London stattfinden soll. dri