Neue Stellen nur auf dem Papier

■ Berufsschulen: DGB kritisiert zu geringen Lehrerzuwachs

Hickhack um neue LehrerInnen- Stellen für die Bremer Berufsschulen: Gewerkschaften, Personalräte und Unternehmer meinen, daß die vom Senat eingeplanten etwa 24 neuen Vollzeitstellen nicht ausreichen, um die Qualität der Ausbildung auf das erforderliche Niveau zu heben. Der Senat argumentiert dagegen: Die Zahlen der BerufsschülerInnen sänken und damit verbessere sich die Ausbildungssituation.

Gestern traten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die VertreterInnen mehrerer Berufsschulen vor die Presse. Gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband und der Handelskammer hatten sie eine Erklärung geschrieben, in der der Stellenplan von Bildungssenator Henning Scherf als unzureichend bezeichnet wird.

Bremens DGB-Vorsitzender Siegfried Schmidt: „Die 24 neuen Stellen schaffen keine einzige zusätzliche Unterrichtsstunde. Sie dienen fast ausschließlich dazu, Teilzeitbeschäftigungen zu –entfristen'.“ Soll heißen: LehrerInnen, die bisher auf befristeten halben oder dreiviertel Stellen saßen, werden jetzt ins unbefristete Beamtenverhältnis übernommen.

Trotzdem würden auch im nächsten Schuljahr 2.000 Unterrichtsstunden ausfallen, sagte Helene Peniuk von der Bremer GEW. Gesetzlich sei vorgeschrieben, daß die BerufschülerInnen in Bremen ein Recht auf zwölf Unterrichtsstunden pro Woche haben. Peniuk: „Durchschnittlich wurden den Auszubildenden im vergangenen Jahr aber nur zehn Stunden erteilt.“

Die gestern im DGB-Haus versammelten Personalräte und GewerkschafterInnen fürchteten sogar um die „Attraktivität Bremens als Wirtschaftsstandort“. Unternehmen würden einen Bogen um die Stadt machen, wenn die Auszubildenden nicht auf dem neuesten Stand der Technik seien.

Ernst Kahrs, der beim Bildungssenator zuständige Referatsleiter, sah auf Nachfrage die Zukunft der Bremer Azubis optimistischer. Im Prinzip sei es zwar richtig, daß lediglich die Beschäftigungs-Verhältnisse umgewandelt würden. Aber zu einigen Neueinstellungen komme es immerhin. Kahrs: „Einige befristete Stellen werden wir neu besetzen. So können mehr Stunden erteilt werden.“ Weil die Zahl der Azubis im nächsten Schuljahr um 1.500 sinke, werde die Unterrichtsversorgung rechnerisch besser, so Kahrs. Dabei räumt er ein: „Trotzdem kann es an einzelnen Schulen zu einer Verschlechterung kommen.“

Und in genau diese Kerbe hauen die Gewerkschaften. Die von den Bildungsbürokraten errechneten Durchschnittswerte ließen außeracht, so ein Schulleiter gestern, „daß in manchen problematischen Fachrichtungen die SchülerInnen heute nur neun Stunden pro Woche abbekommen.“ och