Heinrich Beats The Drum

Der deutsche Beitrag im Wettstreit zwischen Depression und Pop heißt Heinrich Beats The Drum und kommt aus München. Mit einem ganzen Stapel buntscheckiger Düstermelodien aus der Hochblüte des Wave werden sie wohl auch die erste Band aus dem Katholikenklängeklüngel sein, die heimische Grufties im Linientreu auf die Tanzfläche schleift.

Die vor kurzem erschienene Maxisingle »When The Sun Goes Down« ist schon ein erster Schritt auf die Dynamik von Stroboskoplichtern hin. Dort setzt ein stampfender Beat ein, Gitarren flattern erst zaghaft darüber, dann rocken sie ungehemmt, und anstelle jungmännischer Gruftgedanken erklingt die Stimme mit hämischem Gezeter. Sie singt zwar von Bono Vox-schwangeren Visionen, davon, daß vielleicht am Ende ein »Ich und Du« übrigbleiben, wenn wir alle nur genügend Zeitungen und Fernseher aus dem Fenster werfen. Aber leiden will sie darunter nicht. Auf einmal soult ein Frauenchornetzwerk im Refrain, werden Opernarien aus dem Sampler gezaubert und mit dem Beat gespielt. Den haut Heinrich dann auch gar nimmer, den schlägt sich die Maschine selbst. Und ganz plötzlich haben sich Bauhaus, The Cure und Killing Joke aufgelöst, um Platz für INXS und den lebenslustigen Billy Idol zu machen. Das machen die Heinrichtrommler aber nur eine gute Clubhitsingleseite lang. Danach geben sie betont den alten Helden eine Chance. Harald Fricke

Um 22 Uhr im Duncker-Club