Kinder-Demo gegen Schulraum-Not

■ Grundschule Lessingstraße platzt aus allen Nähten

Henning Scherf beim Regieren seinerLiebsten.Foto: Tristan Vankann

Bei strömendem Regen demonstrierten gestern morgen knapp 200 Kinder der Grundschule Lessingstraße vor der Bürgerschaft. Auf Initiative des Elternbeirates der Grundschule im Steintor marschierten die fünf- bis zehnjährigen eine knappe Stunde durch Sturzbäche von Regen und forderten mehr Platz in der Schule.

Bis zu 28 Kids hocken in den 45 Quadratmeter großen Klassenräumen in der Lessingstraße, eine Schüler-Raum-Relation, die nach Ansicht der Eltern kindergerechtes Lernen verhindert: Förderunterricht findet beispielsweise nur noch im Kartenraum, im Lehrerzimmer oder in der Küche statt.

Nach Angaben von Gerd Meyer-Rockstedt vom Senator für Bildung werden bei Schulneubauten in Bremen pro Kind zwei Quadratmeter plus 10 Quadratmeter für den Lehrer berechnet. 28 Kinder müßten danach in einem 66 Quadratmeter großen Raum beschult werden.

Weil die Schule an der Lessingstaße mit ihrem kleinen Schulhof

kaum Ausbaumöglichkeiten hat, muß nach Ansicht der Eltern die Schülerfrequenz deutlich heruntergedrückt werden. „Diese Schule ist im Grunde nur auf Zweizügigkeit ausgerichtet“, meinte Schulelternsprecherin Dörte Fixsen-Zahn. Derzeit liegt die Zügigkeit der Schule bei drei bis vier Klassen pro Jahrgang, und auch die kommenden Schüler der 1. Klasse benötigen mindestens drei Klassen. Elternsprecher Dieter Gautier fordert deshalb, daß die Klassenfrequenzen auf 20 Kinder gesenkt werden.

Bildungssenator Henning Scherf selbst ließ sich gestern Morgen durch den herzergreifenden Chor der Kinder aus der Bürgerschaft locken und hörte sich die Sorgen an: „Klein, klein, klein sind alle unsere Klassen“ hatten die Kids artig nach der Melodie eines bekannten Kinderliedes gereimt. Außerdem hatten sie selbstgemalte oder geschriebene Briefe dabei, die sie dem Senator mit ihren vom Regen aufgeweichten Händen übergaben.

Scherf selbst hatte am Dienstag in der Stadtbürgerschaft noch erklärt, daß es für weiteren Schulraum an der Lessingstraße „keinen Handlungsbedarf“ gebe: Mit den neuen Räumen in der reaktivierten Schule an der Schmidtstraße seien die Raumprobleme in diesem Bereich erst einmal vom Tisch.

Ob die Demonstration der Kinder und ihrer Eltern dennoch Erfolg haben wird, entscheidet sich am 29. August. Für diesen Abend hat Scherf seine Teilnahme an einer Diskussion um die Schule an der Lessingstraße zugesagt, zu der möglicherweise auch Finanzsenator Grobecker erscheinen soll.

Wer die Senatoren Scherf und Grobecker eigentlich sind und was sie tun oder lassen sollen, wußte von den triefenden Knirpsen gestern morgen kaum einer. Nur eines wußten sie: Je mehr Kinder in der Klasse sind, umso weniger kommt man im Unterricht dran.

mad