Adolphi unter Beschuß

■ NF erhebt Vorwürfe gegen PDS-Vorsitzenden Adolphi/ Eltern an seiner Schule bespitzelt?

Berlin. Neue Vorwürfe gegen den Berliner PDS-Vorsitzenden und Abgeordneten Wolfram Adolphi erhob gestern Reinhard Schult vom Neuen Forum. In einer persönlichen Erklärung vor dem Abgeordnetenhaus verlas Schult einen Brief von zehn Lehrern und Eltern der Heinrich-Mann-Oberschule im Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Dort heißt es, Adolphi habe sich als Mitglied und Vorsitzender des Elternbeirats in den Jahren 1986 bis 1989 stets im Sinne des Regimes eingesetzt und zu diesem Zweck auch »geblockt«, »verhindert« und »wenn nötig, auch indirekt gedroht«. Konkret werfen die Briefunterzeichner Adolphi vor, 1987 eine Jugendstunde genutzt zu haben, um die Jugendlichen zu befragen, »worüber denn die Eltern am Abendbrottisch so schimpfen würden«. Adolphi, der kürzlich eine informelle Stasi-Mitarbeiterschaft eingeräumt hatte, habe versucht, die Eltern »zu bespitzeln«. Berichtet wird außerdem von einem Vorfall Ende November 1989. Damals habe eine Schülerin mit Wandzeitungen gegen die Polizeigewalt vom 7. und 8. Oktober 1989 protestiert. Die Schulrektorin habe daraufhin eine »Fallmeldung« an den Stadtschulrat gegeben. Adolphi habe sich in der schulinternen Auseinandersetzung über dieses Vorgehen »eindeutig« auf die Seite der Rektorin gestellt und fünf andersdenkenden Lehrerinnen und Lehrern »mit einer Verleumdungsklage gedroht«.

Es sei »höchste Zeit« für Adolphi, sein Mandat niederzulegen, erklärte Schult unter dem Beifall fast des ganzen Parlaments. Der PDS-Chef selbst wies die Vorwürfe zurück. Er habe in der besagten Jugendstunde zwar die Kinder über ihre Eltern befragt, dies aber nur getan, um eine Diskussion über den DDR-Alltag zu führen. Er habe diese Informationen »definitiv nicht« weitergegeben. Im November 1989 habe er niemand bedroht, sondern mit einem offenen Brief in die politische Debatte um die Schulrektorin eingegriffen. Die Rektorin habe nur »Recht und Gesetz« beachtet, als sie den Fall der Wandzeitungen an die Schulbehörde gemeldet habe. hmt