Junk und kein Ende

■ Betr.: Das Drogenproblem im „Viertel“

Alle haben die Nase voll von den Fixern, die Drogenpolitik ist bedrückend festgefahren. Die wenigsten Leute haben den Mut sich klarzumachen, daß diese Gesellschaft (und die öffentliche Hand) bereits viel zu matt, zu überfressen, zu dekadent und auch finanziell zu ausgeblutet ist, um mit dem Problem fertigzuwerden. Es tun sich Gestaltungsräume in der Sozialpolitik auf, die nur noch von engagierter privater Seite ausgefüllt werden können.

Die bestehenden Vereine und Initiativen sind zu klein ausgelegt, als daß sie mehr als flüchtige Hilfen betreiben könnten. Ein größer konzipierter Zusammenschluß muß her, der mit der ganzen bisher erworbenen und erlittenen Erfahrung eine breiter angelegte und tiefergehende Drogenpolitik betreiben könnte.

Alle würden mitmachen: Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Privatpersonen. Wenn so ein gemeinnütziger Verein in Bremen nur 1.000 Mitglieder hat und der durchschnittliche Beitrag 100,- DM beträgt, kommt schon eine Menge Geld zusammen, mit der man weitere Gelder anwerben kann. Damit kann man ein Jahr lang Stützpunkte in verschiedenen Stadtteilen unterhalten, Wohnraum schaffen, die Methadonvergabe unterstützen und nebenbei, was vielleicht nach all der vergangenen Zeit noch wichtiger ist, eine unabhängig arbeitende und wirtschaftende Struktur aufbauen, die diese Dinge zu großen Teilen selbst in die Hand nimmt und nicht der Bremischen Innenpolitik überläßt.

Und im nächsten Jahr kommen dann wieder 100.000,- DM zusammen — egal, ob Bremen bald dichtmacht oder nicht.

Thomas Becker, Bremen