Bremen trägt ein Privatradio nicht

■ Gutachten über wirtschaftliche Chancen für eine 5. private Hörfunk-Frequenz

“Die wirtschaftliche Situation der Region Bremen/Unterweser ... lassen einen ökonomischen Erfolg eines ... Radioanbieters wenig wahrscheinlich erscheinen“, zu diesem Ergebnis kommt der Hamburger Medienwissenaschaftler Dr. Will Teichert, der im Auftrage der Bremer Landesmedienanstalt ein Gutachten zu den Chancen eines privaten Hörfunks in Bremen verfaßt hat. Ab 1992 steht eine Frequenz zur Verfügung, die nach dem geltenden Landesmediengesetz an eine lokale (private) Anbietergemeinschaft vergeben werden soll. Ob diese Frequenz 1991 überhaupt ausgeschrieben wird, ist nach diesem Gutachten aber fraglich.

Ganz negativ will der Gutachter seine Prognose nicht verstanden wissen, aber seine Botschaft ist klar: Jede Werbemark muß ausgeschöpft werden, anspruchsvolle Programme lassen sich mit den Einnahmen nicht finanzieren, Kooperationen mit überregionalen Werbe-Kombis oder mit dominierenden lokalen Tageszeitungen geben einer privaten, „fünften“ Hörfunkwelle in Bremen vielleicht eine kleine Chance. Die Gründe für diese Situation sieht der Gutachter in der wenig zentralisierten Einzelhandelsstruktur der überstrahlten Region, den Werbekunden drohen große „Streuverluste“.

Die Vergabekriterien des Bremer Mediengesetzes beißen sich mit den wirtschaftlichen Erkenntnissen des Gutachtens: „Örtliche Interessenten aus dem kulturellen Bereich“ sollen nach dem Gesetz angemessen beteiligt werden, Monopol-Tageszeitungen dürfen nur 25% der Anteile halten, wer „wesentlichen Einfluß“ auf andere Hörfunk-Gesellschaften hat — und nur unter 5% wird als „unwesentlich“ definiert — darf schon gar nicht beteiligt sein.

Der an Radio ffn mit 10 Prozent beteiligte Verleger der Bretag (Weser-Kurier), Ordemann, hat sich auch eher bremsend in die Vorgespräche über die Frequenz- Vergabe eingemischt. Um so engagierter ist die KPS-Gruppe. Mit in der Diskussion sind Sparkasse, Landesportbund und Bremen- Werbung (Blumenberg), dem „Sparkassen“-Konsortium fehlt es aber an der Beteiligung solcher „örtlicher Interessenten aus dem kulturellen Bereich“, die eine Mehrheit auch im Landesrundfunkausschuß versprechen könnten. Weder Kirchen noch andere gesellschaftlich relevante Gruppen, die im Landesrundfunkausschuß mit Sitz und Stimme vertreten sind, sind in diese Anbietergemeinschaft eingebunden.

Inzwischen hat sich auch der DGB der von der IG Medien vertretenen Position angeschlossen und erklärt, daß er eine Frequenz- Vergabe an eine „Veranstaltergemeinschaft um den Weser-Report zusammen mit anderen Kommerz-Sendern wegen der damit verbundenen Gefährdung für Radio Bremen ablehnt“. Der DGB würde auch eine Veränderung des Mediengesetzes ablehnen, die dem lokalen Zeitungsmonopol mehr als 25% der Anteile ermöglichen würde. Bleibt das Konzept des Vereins „Stadtradio e.V.“, das „am ehesten“ den medienpolitischen Grundsätzen des DGB nahekommt und Radio Bremen nicht mit Werbekonkurrenz bedroht.

Nach dem Teichert-Gutachten haben solche Vorstellungen als „low budget“-Radio deswegen eine Chance, weil die Kosten erheblich geringer ausfallen würden — aber eben auch nur dann, wenn die Frequenz als „Musikspartenradio“ ohne die großen Personalkosten für Wort-Beiträge genutzt wird. Freut sich der Verein Stadtradio: „Das journalistisch anspruchsvollere 2. Modell“ eines low-budget-Radios „trifft sich mit den Bemühungen der Initiative Stadtradio e.V.“ K.W.