Rita, Herrin der Wanzen

■ Unsere Präsidentin läßt jetzt im Reichstag nach Abhör-Mikros aus den Tagen des Kalten Kriegs forschen

Tiergarten/Mitte. Vor dem Hauptstadt-Umzug müssen der Reichstag und andere Gebäude noch nach Abhör-Wanzen und sonstigen Stasi-Hinterlassenschaften durchforstet werden. Bundestagspräsidentin Süssmuth (CDU) sagte gestern, sie sei überzeugt, der »Reichstag ist voll von Abhörgeschichten«. Sie gehe davon aus, daß dies für alle anderen offiziellen Gebäude im Zentrum der Stadt gelte, und zwar auch für solche, »die wir vielleicht gar nicht verdächtigen«.

Die Suche nach Abhörgeräten könnte sich auch auf die ehemaligen DDR-Ministerien für Wirtschaft und Volksbildung Unter den Linden in unmittelbarer Nähe zur Botschaft der Sowjetunion erstrecken. Diese Ex-Ministerien sollen so saniert werden, daß hier später die 2.500 Beschäftigten der Bundestagsverwaltung einziehen können.

Während der geplanten Um- und Ausbauarbeiten des alten Reichstagsgebäudes wird es nach Ansicht der Bundestagspräsidentin vermutlich keine Sitzungen des Bundestags in Berlin geben. Denn ein Provisorium, etwa in der nahegelegenen kleinen Kongreßhalle, werde abgelehnt.

Sicher sei, daß die geplante Parlamentssitzung im November dieses Jahres im Reichstagsgebäude stattfinde. Die Büros der Abgeordneten sollten möglichst nahe am Reichstag im Spreebogen geschaffen werden, betonte Süssmuth. Die Kosten für die Sanierung der zwei Ministeriumsgebäude dürften sich nach ihrer Einschätzung eher auf 7.000 Mark pro Quadratmeter als auf die veranschlagten 2.000 Mark belaufen. 38 Millionen Mark Renovierungskosten dürften also bei weitem nicht ausreichen. dpa/taz