MIT DER RÜSTUNGSPLEITE AUF DU UND DU
: Waffenschmiede arbeitslos

■ Massenentlassungen bei Schwedens Rüstungsindustrie

Stockholm (taz) — Die seit kurzem unter dem Mantel „Swedish Orndance“ vereinigten Waffenschmieden Bofors und FFT haben den Glauben an gute Geschäfte mit Rüstungsgütern offenbar verloren. 1.700 Beschäftigte haben ein Kündigungsschreiben bekommen, fast ein Drittel der in Schweden mit der Waffen- und Munitionsherstellung Beschäftigten. Es ist nicht die erste Kündigungswelle, und zum Jahresende müssen sich die Angestellten auf weitere Bündel blauer Briefe einstellen. „Die Kündigungen sind unvermeidlich, wenn die Zukunft so unsicher bleibt, wie sie jetzt aussieht“, sagte Konzernchef Bert Sjölin zur Begründung.

Die unsichere Zukunft der schwedischen Waffenindustrie hat ihren Grund in dem gestiegenen Sicherheitsgefühl des Landes. Zwar leistet sich das neutrale Schweden noch immer eine recht teure Armee, aber der Rotsift ist schon angesetzt: Neuanschaffungen von Waffensystemen sind ihm als erstes zum Opfer gefallen. Ein weiterer Grund für die aus Sicht der Rüstungsindustrie schlechten Zeiten sind Veränderungen auf dem internationalen Waffenexportmarkt. Hier ist zwar nach wie vor ein deutlicher Einbruch ausgeblieben, aber speziell für die schwedischen Exporteure hat sich die Konkurrenzsituation verschärft: Die Waffenindustrie der osteuropäischen Länder, so Sjölin, habe Aufträge weggeschnappt.

Die Gewerkschaften zeigten sich in einer ersten Reaktion gar nicht glücklich über die Abrüstung. Einerseits habe man Verständnis für die Entscheidung der Konzernleitung, andererseits müsse man davor warnen, daß mit der Entlassungswelle viel fachliche Kompetenz verlorenzugehen drohe, die möglicherweise bald wieder benötigt werde. An die Regierung wurde appelliert, durch Neuaufträge für Waffen und Munition die Existenz der Waffenfabriken zu sichern. Vom Verteidigungsministerium wurde die Entlassungswelle dagegen als „notwendig und auch wünschenswert“ bewertet. Reinhard Wolff