Zum Thema Freiheit-betr.: zum Beispiel "Woche für das Leben" von Götz Aly, taz vom 17.6.91, "Keinen Anspruch auf Moral", LeserInnenbrief, taz vom 27.6.91, "Der vermeidbare Krieg" von Erich Rathfelder, taz vom 28.6.91

betr.: zum Beispiel „Woche für das Leben“ von Götz Aly, taz vom 17.6.91, „Keinen Anspruch auf Moral“, Leserinnenbrief von Wiebke Schaal, taz vom 27.6.91, „Der vermeidbare Krieg“ von Erich Rathfelder, taz vom 28.6.91

Die taz ist einmal als radikale linke Zeitung ins Leben gerufen worden. Das beinhaltet eine Reihe von Forderungen, von denen ich nur die Freiheit nenne.

Da ist vor allem die Freiheit der Person (Recht auf würdigen, selbstbestimmten Tod, Recht auf den eigenen Körper der Frau=Abtreibung). Wenn letzteres Recht in jesuitischer Manier mit katholischen Argumenten (Götz Aly in der taz vom 17.6.) problematisiert wird, hätte als Mindestes die erst acht Tage später erschienene Antwort von Wiebke Schaal nicht als Leserinnenbrief, sondern als redaktioneller Dikussionsbeitrag erscheinen müssen.

Aber ebenso unabdinglich ist die politische Freiheit, die Freiheit, einer Volksgruppe anzugehören. Diese Freiheit ist letzten Endes die Grundlage der Europäischen Gemeinschaft. Es gibt keine Gemeinschaft, wenn einzelne Mitglieder anderen diktieren wollen, wohin sie politisch gehören sollen.

Da ist es nicht die Hauptaufgabe der taz, Nachrichten und Informationen zu veröffentlichen, die wir zahlreicher und umfassender in den großen Tageszeitungen lesen können. Nein, die Aufgabe der taz ist, kritisch zu den Ereignissen Stellung zu nehmen. Wenn da jetzt auf dem Balkan Volksgruppen, durch ihre Sprache eindeutig als Völker oder Nationen ausgewiesen, um ihre Freiheit kämpfen (und sei es nur die Freiheit, daß die slowenischen Jungens nicht von serbischen Kaporälen in der „Bundesarmee“ zur Sau gemacht werden dürfen), dann stünde es der taz wohl an, hierzu eindeutig Stellung zu nehmen.

Sieht man in der taz immer noch nicht klar, daß die ganze Europäische Gemeinschaft auf der gegenseitigen Anerkennung beruht? Und jetzt verweigert die EG den Balkan-Nationen diese Anerkennung. Da genügt es nicht, wenn in der Nummer vom 28.6. auf Seite 10 Erich Rathfelder wahre Worte findet, nachdem die taz wochenlang den Freiheitsbestrebungen in Jugoslawien indifferent gegenübergestanden hat.

Sogar im SFB hat heute morgen (28.6.) um 8.10 Uhr Eckard Bedge im Frühkommentar Klartext gesprochen. Braucht die taz erst solche Bestätigung von anderer Seite? Walter Hinze, (West-)Berlin