Äthiopien: Runder Tisch

■ Konferenz soll Übergangsregierung bilden — ohne Eritrea

Addis Abeba (afp/ap/dpa) — Der amtierende äthiopische Staatspräsident Meles Zenawi hat am Montag Verhandlungen zur Bildung einer Übergangsregierung für das nach 30jährigem Bürgerkrieg von Hungersnöten zermürbte Land eröffnet. An der in Addis Abeba stattfindenden dreitägigen Konferenz nahmen Vertreter von 24 politischen und ethnischen Gruppen teil. In seiner Eröffnungsrede bekräftigte Meles Zenawi seinen Willen zu Frieden und Demokratie. Er wolle „Hunger, Exil, Krieg, Gefangenschaft und Völkermord“ in Äthiopien beenden. An der Konferenz nehmen internationale Beobachter teil. Meles Zenawi ist der Anführer der Revolutionär-Demokratischen Äthiopischen Volksfront (EPRDF), die im Mai nach der Flucht des Staatspräsidenten Mengistu Haile Mariam die Macht ergriffen hat.

Ein EPRDF-Sprecher sagte, das Treffen sei von „historischer Bedeutung“. Es sei das erste Mal in der neueren Geschichte Äthiopiens, daß alle politischen Kräfte sich zusammensetzten und über die Zukunft des Landes berieten. Einige Gruppen, darunter die „Äthiopische Arbeiterpartei“ des ehemaligen Mengistu- Regimes, sind jedoch nicht zugelassen.

Vor der eigentlichen Eröffnung der Konferenz begannen bereits intensive Verhandlungen hinter den Kulissen, um die zukünftige Machtverteilung in der Übergangsregierung zu regeln. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautet, wird bei der Konferenz die Bildung eines „Übergangsparlamentes“ bis zu freien Wahlen in einem Jahr angestrebt. In diesem Parlament soll die EPRDF mit 87 Sitzen am stärksten vertreten sein. Die Oromo-Befreiungsfront (OLF) soll dem Vernehmen nach 14 Sitze bekommen.

Die Eritreische Volksbefreiungsfront (EPLF) will hingegen auf eine Vertretung in diesem Parlament verzichten. EPLF-Führer Issaias Afeworki, der lediglich als Beobachter bei der Konferenz erwartet wurde, will sich nach eigener Aussage auch nicht an der Übergangsregierung beteiligen, wohl aber mit ihr zusammenarbeiten. Die EPLF hat in Eritrea mittlerweile eine eigene Regierung gebildet.