Optimistische Atommüllaufseher

Bonn/Berlin (dpa/taz) — Die Bundesregierung ist weiter optimistisch, daß 817 Tonnen hochradioaktiver Greifswalder Atommüll bald in die Sowjetunion gebracht werden können. In der Antwort auf eine PDS- Anfrage heißt es, man gehe davon aus, daß bis zum Jahresende die Verhandlungen mit der SU über die Rücknahme des strahlenden Erbes aus den ostdeutschen AKWs abgeschlossen sei. Die Verhandlungen werden direkt zwischen den Energiewerken Nord AG, zu denen die stillgelegten Reaktoranlagen von Greifswald und Rheinsberg gehören, und einem sowjetischen Unternehmen geführt. Sie seien in einem „fortgeschrittenen Stadium“, so die Regierung, die an den Gesprächen nicht beteiligt ist. Einem Vertrag müßte die Treuhand als Eigentümerin der Energiewerke und die Euratom-Versorgungsagentur zustimmen.

Am Erfolg der Verhandlungen sind aber Zweifel angebracht. In Greifswald dümmpeln nämlich mindestens drei defekte Brennstoffkassetten mit strahlenden Resten, die die Sowjets auf keinen Fall zurücknehmen wollen (taz 10.6.91). Bundesumweltminister Töpfer hatte noch vor kurzem bei der „Gesellschaft für Reaktorsicherheit“ in Köln ein Gutachten über die defekten Brennstoffkasetten in Auftrag gegeben. Für den Fall, daß die Verhandlungen scheitern, will das Ministerium die Brennelemente möglicherweise längerfristig in Deutschland zwischenlagern, hieß es vorsichtig in der Antwort.

Auch aus der kleinen Reaktoranlage Rheinsberg sollen 108 Tonnen hochradioaktiver Atommüll zurück in die Sowjetunion. Seit Aufnahme des Betriebs der Akws sowjetischer Bauart in der damaligen DDR wurden rund 292 Tonnen hochradioaktiven Brennmaterials von der Sowjetunion zurückgenommen. ten