Einigung in Äthiopien

■ Hafen Assab in Eritrea soll Freihafen werden

Addis Abeba (afp) — Äthiopien und die nach Unabhängigkeit strebende Provinz Eritrea haben sich auf einen Kompromiß geeinigt, mit dem ein dauerhafter Frieden in der von Bürgerkrieg und Hunger zerrütteten Region am Horn von Afrika möglich scheint. Auf der Konferenz in Addis Abeba, bei der 24 politische und ethnische Gruppen eine Übergangsregierung wählen sollten, verständigten sich die regierende Revolutionär-Demokratische Äthiopische Volksfront (EPRDF) und die Eritreische Volksbefreiungsfront (EPLF) gestern darauf, den Hafen Assab am Roten Meer zum Freihafen Äthiopiens zu erklären. Damit hätte Äthiopien trotz eines unabhängigen Eritreas einen Zugang zum Meer.

Die Übereinkunft, in der es heißt, Assab dürfe kein „Konfliktherd zwischen den Völkern Äthiopiens und Eritreas“ werden, soll voraussichtlich noch auf dem Treffen in Addis Abeba ratifiziert werden. Außerdem wollten beide Seiten ein „gegenseitiges Verteidigungsabkommen“ vereinbaren. Eritrea soll darüber hinaus eine ständige Delegation nach Addis Abeba entsenden, um die Zusammenarbeit zu erleichtern. Nach Einschätzung von Konferenzbeobachtern hat die Äthiopische Volksfront die faktische Unabhängigkeit von Eritrea jetzt akzeptiert, hofft aber immer noch, die Eritreer von einer weitgehenden Autonomie innerhalb einer äthiopischen Föderation überzeugen zu können. In spätestens zwei Jahren will die EPLF eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Eritreas abhalten.