Greifswald hilft Bulgarien

■ Atomcheftechniker Volkmann hilft aus im bulgarischen Schrott-AKW

Bonn (taz/dpa/afp) — Der Chefanlagentechniker des abgeschalteten Atomkraftwerks Greifswald hält sich in Bulgarien auf, um den Betreibern des stark unfallgefährdeten Atomkraftwerks Kosloduj zu helfen. Der Pressesprecher der Greifswalder Anlage, Dietmar Brauer, bestätigte der taz gestern, daß Anlagentechniker Bernd Volkmann seit einigen Tagen in Kosloduj ist. Weitere Experten aus Greifswald seien bislang nicht nach Bulgarien geschickt worden, auch Ersatzteile aus dem baugleichen Greifswalder Reaktor seien nicht geliefert worden.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) drängte derweil in Bonn, das bulgarische Atomkraftwerk Kosloduj müsse wegen des Risikos eines katastrophalen Atomunfalls möglichst umgehend abgeschaltet werden. Töpfer sagte, daß mit der deutschen Stromwirtschaft die Lieferung von Ersatzstrom nach Bulgarien und Rumänien, das ebenfalls Elektrizität aus der bulgarischen Anlage erhält, abgesprochen wird.

Das Umweltministerium hatte zuvor betont, daß es bei einer deutschen Hilfe nicht darum gehen könne, das bulgarische AKW weiterzubetreiben, sondern nur, um es „im abgeschalteten Zustand sicherzuhalten“.

Vor einiger Zeit hatten sich die Bulgaren an die Betreiber der abgeschalteten Greifswalder Anlage gewandt und um Expertenhilfe und Ersatzteile gebeten. Die Greifswalder Anlage ist bereits seit dem vergangenen Jahr aus Sicherheitsgründen stillgelegt.

Die ökologische Bewegung in Bulgarien „Ecoglasnost“ hat unterdessen die EG-Staaten eindringlich aufgefordert, Bulgarien mit kostenlosem Strom zu beliefern, damit das gefährliche AKW abgeschaltet werden kann. Außerdem verlangte die Bewegung den Rücktritt des bulgarischen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Tomow, „der der Bevölkerung den wahren Zustand des Kraftwerks verschwiegen hat“. Anfang der Woche hatte die bulgarische Regierung erklärt, daß die Wirtschaft des Landes zusammenbrechen würde, wenn das Kraftwerk, das 40 Prozent des bulgarischen Stroms liefert, abgeschaltet werde. ten