HIV-infiziert durch Blutkonserven

Berlin (taz) — Zwei Personen, davon ein siebenjähriger Junge, sind durch eine Bluttransfusion während einer Operation an der Berliner Charité mit HIV-infiziertem Blutplasma infiziert worden. Das bestätigte gestern Gert Matthes, Direktor des Instituts für Transfusionslogie und Transplantologie der Charité. Das Blutplasma stammt aus dem Berliner Bezirksinstitut für Blutspende- und Transfusionswesen. Das Blut war am 12.Dezember 1990 gespendet worden und eine Woche später sowie im Januar 1991 bei verschiedenen Operationen verwendet worden.

Zwei Monate später, am 19. März 1991, informierte das Institut die Charité, daß 22 Konserven von drei HIV-positiven Spendern stammen. Daraufhin seien 16 Patienten, so Matthes, untersucht worden, die mit diesen Konserven behandelt wurden. Bei zwei Patienten sei eine HIV- Infektion festgestellt worden, die anderen 14 seien noch ohne Verdacht, werden aber vierteljährlich untersucht.

Matthes wies daraufhin, daß eine Übertragung des HIV-Virus bei den gegenwärtigen Testmethoden nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann. Das HIV-Infektionsrisiko betrage weltweit zwischen eins zu 300.000 und eins zu einer Million. Der Spender zählte sich selbst nicht zu einer Risikogruppe.

Antikörper des tödlichen Virus lassen sich in der Regel erst drei bis 19 Wochen, möglicherweise noch länger, nach einer Infektion im Blut nachweisen. Aus diesem Grund werden Blutkonserven in den alten Bundesländern drei Monate vor einer Verwendung zurückgehalten. Diese Frist ist vom Bezirksinstitut nicht eingehalten worden, weil es, so Matthes, „in den neuen Bundesländern an Blutkonserven mangelt“. baep