Mädchenhaus: Keine Scheinlösungen akzeptieren

■ Resolution der TeilnehmerInnen des 6. autonomen Psychologie-StudentInnen-Kongresses zum Thema: Mädchenhaus in Bremen

Ein Mädchenhaus in Bremen ist notwendig! Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen ist für sie in besonderer Weise alltäglich: Dies fängt an mit der ungleichen Behandlung von Mädchen und Jungen in Familie und Schule, setzt sich fort mit der Anmache auf der Straße, aber auch mit der damit verbundenen Bewegungseinschränkung, besonders abends und nachts, und zeigt sich in extremer Form in körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt.

Sexuelle Gewalt findet hauptsächlich in Familien statt, jedes 3. Mädchen ist betroffen! Und das bedeutet auch eine viel stärkere Verstrickung und Abhängigkeit für die Betroffenen.

Sogar der 6. Jugendbericht der Bundesregierung fordert die Bereitstellung von „Lebensräumen für Mädchen, in denen sie Eigenständigkeit, Durchsetzungsvermögen und ihre eigene Lebensform entwickeln können.“

Angesichts dieser Tatsachen ist das Hilfsangebot in Bremen mehr als unzureichend. Die bestehenden Einrichtungen (wie Heime, Jugendwohngemeinschaften, Pflegefamilien) mit ihren gemischtgeschlechtlichen Gruppen sind völlig ungeeignet, den nötigen Schutz und wirkliche Unterstützung bei der Aufarbeitung von Gewalterfahrungen zu gewährleisten. Es kommt hinzu, daß die Aufgabenbereiche dieser Einrichtungen völlig andere sind, die MitarbeiterInnen von daher nicht die benötigte Hilfeleistung stellen können, selbst wenn sie es wollten. Die zwei Einrichtungen, in denen ausschließlich zu mädchenspezifischen Problematiken gearbeitet wird, sind völlig überlastet.

PolitikerInnen, die hier mit dem Argument der Finanzierbarkeit Verantwortung delegieren und den sogar offiziell belegten großen Bedarf an Hilfsangeboten nicht aktiv in politische Handlungen umsetzen, machen sich zu TäterInnen: denn es geht nicht um Zahlen, sondern um betroffene Mädchen, die sie alleine lassen.

Wir, die TeilnehmerInnen des 6. autonomen Psychologie-StudentInnen-Kongresses unterstützen die Forderungen des Mädchenhaus-Projekts:

Der Senat, der für gesellschaftliche Probleme politisch verantwortlich ist, soll die Verantwortung nun endlich übernehmen —

-d. h. Förderung von mädchenspezifischen Angeboten auf allen Ebenen

-und politische und finanzielle Absicherung der Gesamtkonzeption des Mädchenhaus-Projektes

Darüberhinaus fordern wir alle PolitikerInnen in den Parteien auf, sich des Problems, nicht nur als Wahlkampfthema, anzunehmen, keine Scheinlösungen zu akzeptieren und bei mangelnder politischer Verantwortung der eigenen Partei persönliche Konsequenz an den Tag zu legen.

Iris Zulauf für die TeilnehmerInnen des Kongresses