Lebender Schallschutz am Flugplatz

■ Innovative Lärmdämpfung zwischen Rollfeld und Wohnsiedlungen

Schallschutz, das bedeutet meist klotzige Betonwände. Am Bremer Flughafen ist jetzt zu sehen, daß es auch anders geht. Die neuen Ideen heißen Soundkiller, Weidenflechtwand und Reet- Schutzwall und sind Beispiele für hochgradige Schalldämpfung mit natürlichen Baustoffen. Zumindest von außen sehen die Dämpfer natürlich aus: begrünt oder wie ein Reetdach. Der Kern besteht allerdings zum großen Teil aus Stahlträgern, Betonfundamenten und Metallgittern, sonst würden die Materialien dem Druck bei Wind oder Start eines Flugzeugs nicht standhalten.

Drei verschiedene Systeme, allesamt aus den Niederlanden importiert, werden nun in Bremen ausprobiert. Da ist zum Beispiel die Reet-Lärmschutzwand: das Schilf-Dachdeckerrohr wird dabei als Mauersegment verwendet. Das Reet kann variabel eingesetzt werden, nach dem Motto: je dichter desto dumpfer. 450 Meter lang und 2,70 Meter hoch ist die zusätzlich auf einem Erdwall stehende Wand an der Rollbahn A. Bei der Präsentation testete gestern gerade eine Maschine ihren Motor: ein Höllenlärm. Der im Selbstversuch festgestellte Pegel hinter der Wand: zwar nicht gerade totenstill, aber immerhin deutlich leiser.

Der innovative Touch, den sich der Flughafen gibt, war dabei eher aus der Not geboren. Nicht nur, daß Bürgerinitiativen der AnwohnerInnen die Maßnahmen als Gegenleistung zum Rückzug ihrer Klagen gegen den Flughafenausbau gefordert hatten, die herkömmlichen Schallschutzwände aus Alu und Beton wären dort gar nicht zu verwenden gewesen. Sie würden nämlich die Radarstrahlen zu stark reflektieren. Auch die „natürlichen“ Wände mußten deswegen in leichter Wellenform gebaut werden; der „Soundkiller“, eine Art Erdwand mit Pflanzenbewuchs, ist auf einer Seite mit radarabsorbierenden Matten versehen.

Besonders interessiert zeigten sich gestern Ingenieurbüros: Die lebenden Schallschutzwände wären besonders gut auch an der Autobahn denkbar. Su